BBU forciert Widerstand gegen deutsche Uranfabrik auf europäischer
Ebene / UAA Gronau: Stilllegung statt Ausbau!
In der Auseinandersetzung um den Betrieb und beantragten Ausbau
der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen
Gronau hat sich jetzt erstmals der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) e. V. in einem Brief mit deutlichen Worten an
das europäische Betreiberkonsortium Urenco Limited in Marlow
(Großbritannien) gewandt. Während deutsche Untergliederungen
der Urenco Limited mit dem konkreten Betrieb der UAA Gronau befasst
sind, ist Urenco Limited letztlich für alle Standortfragen
zuständig; der Urenco-Konzern betreibt weitere Urananreicherungsanlagen
im niederländischen Almelo und im britischen Capenhurst. In
den Anlagen wird Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet.
Ziel des BBU e. V. ist es, den öffentlichen Druck gegenüber
dem Urenco-Konzern zu verstärken, um den drohenden Ausbau der
Atomfabrik in Gronau zu vereiteln und letztlich die Stilllegung
der bestehenden Anlage zu erreichen. Hierzu Udo Buchholz, Mitglied
des geschäftsführenden BBU-Vorstandes in einer Presseerklärung
des BBU: "Es ist uns wichtig, der Leitung des Gesamtkonzerns zu
verdeutlichen, daß der Widerstand gegen die UAA Gronau keine
Eintagsfliege ist, und daß es Bemühungen gibt, Gronau
zukünftig in einem Atemzug mit den großen Erfolgen der
Anti-Atomkraft-Bewegung zu nennen. Die Erfolge von Wackersdorf,
Kalkar und Hanau haben bewiesen, daß das scheinbar Unmögliche
möglich werden kann!"
Der BBU e. V. hat seinen Brief an Urenco Limited vor dem Hintergrund
der drohenden Erteilung einer Genehmigung zur massiven Kapazitätserhöhung
der UAA Gronau verfasst. Es wird befürchtet, daß die
Genehmigungsbehörde, das Energieministerium in Düsseldorf,
Anfang 2005 über den Genehmigungsantrag positiv entscheiden
wird. Dann könnte die Anlage in Gronau ausgebaut werden und
zusätzlich könnte neben der UAA ein riesiges "Zwischen"lager
für Uranoxid gebaut werden. Eng verknüpft mit dem Ausbau
der UAA Gronau wäre eine erhebliche Zunahme hochgefährlicher
Urantransporte. Gegen den Ausbau der UAA Gronau wurden im Jahr 2003
etwa 7000 Einsprüche erhoben.
Hier der Brief des BBU an Urenco Limited im Wortlaut (im Anhang
unten im englisch-sprachigem Original):
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.
V. ist ein Zusammenschluß von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden
in der ganzen Bundesrepublik.
Wir haben dazu beigetragen, daß die Wiederaufarbeitungsanlage
für Atommüll im bayerischen Wackersdorf nicht gebaut wurde,
wir haben erfolgreich den Widerstand gegen die Atomfabriken im hessischen
Hanau unterstützt, wir haben die Nicht-Inbetriebnahme des Plutonium-Reaktors
in Kalkar mit erwirkt, wir unterstützen den Widerstand gegen
Atommülltransporte nach Gorleben (Niedersachsen).... Letztlich
kämpft der BBU für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen,
weltweit.
Wir sind erfreut, daß in Deutschland der Widerstand gegen
die Urananreicherungsanlage der Urenco in Gronau derzeit immer stärker
wird: Gegen den beantragten Ausbau wurden 7000 Einsprüche erhoben,
im Sommer 2004 wurde erstmalig in Gronau, in weiteren deutschen
Städten, und auch in den Niederlanden, ein Uranzug von Gronau
nach Rußland erfolgreich blockiert, und im Herbst 2004 hat
die bisher größte Demonstration in Gronau seit 1999 stattgefunden.
Und: Seit 1986 finden kontinuierlich an jedem ersten Sonntag im
Monat Protest-Sonntagsspaziergänge an der Anlage statt. Und
für 2005 wurden bereits weitere Aktionen geplant.
2005 wird auch von der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen entschieden,
ob Urenco die Anlage in Gronau erweitern darf und ob die Halle für
den Uranmüll gebaut werden darf. Sie dürfen sicher sein,
daß bereits jetzt der juristische Widerstand vorbereitet wird,
für den Fall, daß eine Genehmigung erteilt werden sollte.
(Wir erinnern an dieser Stelle an den juristischen Erfolg, den kürzlich
unsere niederländischen Freundinnen und Freunde gegen Urenco
errungen haben). Und es wird weitere Aktionen unterschiedlichster
Art geben. Kurzum: Der Widerstand gegen die Anlage in Gronau und
gegen den geplanten Ausbau wird weiter in den Mittelpunkt der deutschen
Anti-Atomkraft- und Umweltbewegung rücken und wird auch weiter
von der gesamten Bevölkerung mehr Rückhalt erlangen. Letztlich
wird sich in die Reihe unserer Erfolge (Wackersdorf, Hanau, Kalkar
...) auch Gronau einreihen.
Unsere Ziele sind die Verhinderung der Ausbaupläne, die Verhinderung
der Uranhalle und letztlich die Stilllegung der gesamten Anlage.
Sie dürfen sicher sein, daß wir von diesen Zielen nicht
abrücken werden und uns massiv dafür engagieren werden.
Wie stark der Protest gegen die Anlage vor Ort in Gronau ist, wurde
Ende der 90er Jahre durch die Sammlung von 3000 Unterschriften in
kürzester Zeit verdeutlich! Die Sympathie der Bevölkerung
in Gronau (und anderswo) wären Ihnen sicher, wenn Sie jetzt
das Projekt Gronau stoppen würden.
Es grüßt Sie
Udo Buchholz
Vorstandsmitglied des BBU
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Urenco Limited
18 Oxford Road
Marlow
Buckinghamshire
SL7 2NL
United Kingdom
Bonn, 27.12.04
Dear Sir or Madam,
The Federal Association of Citizens' Initiatives for Environmental
Protection (BBU e. V.) unites citizens' initiatives and environmental
protection groups all across Germany. We helped to prevent the construction
of a nuclear waste reprocessing plant in Wackerstorf (Bavaria),
we supported the demonstrations against the nuclear fuel plants
in Hanau (Hesse), we helped to prevent the commissioning of the
fast breeder reactor in Kalkar, and we keep supporting the demonstrations
against the transport of nuclear waste to Gorleben (Lower Saxony).
To sum it up: the BBU fights for the immediate decommissioning of
nuclear power plants everywhere in the world.
We are pleased to see that protest against the uranium enrichment
plant run by Urenco in Gronau has increased throughout Germany.
As many as 7,000 people have raised objections against the extension
of the plant. For the first time, a train, which was supposed to
carry depleted uranium from Gronau to Russia was stopped in Gronau,
as well as in other German cities and in the Netherlands in summer
2004. In autumn 2004, Gronau saw the biggest demonstration since
1999. And, even more, since 1986 there have been regular demonstrations
at the plant entrance. These so-called "Sonntagsspaziergänge"
take place on the first Sunday of each month. Additional demonstrations
and campaigns are planned for 2005.
In 2005, the government of the Federal State North Rhine Westphalia
will decide whether or not Urenco will be entitled to extend its
plant in Gronau and whether Urenco will obtain the permission to
construct an additional storage building for uranium waste. Please
be assured that we are already preparing legal measures in case
the government will approve these plans. (Once more, we would like
to point to the success of our Dutch friends in their protest against
Urenco). We are preparing various new initiatives and campaigns.
To sum it up: the protest against the Gronau plant and its extension
will continue to play a key role in Germany's anti-nuclear-power
and environmental movement, which will be further pushed by the
ever-increasing support of the entire population. As a result, our
story of successful protest (Wackersdorf, Hanau, Kalkar...) will
continue in Gronau.
It is our objective to stop the extension plans, to prevent the
storage facility from being built and, eventually, to achieve the
decommissioning of the entire plant. Please be assured that we will
never abandon these objectives and that we will continue to make
every effort to achieve them. The fact alone that 3,000 signatures
were collected within a short period of time at the end of the 1990s
shows the strength of the local protest against the Gronau plant.
Please be assured that the people in Gronau (and elsewhere) will
very much appreciate it if you decide to stop the Gronau project
now.
Yours faithfully,
Udo Buchholz
Member of the managing board / BBU
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