Schutz von Atomkraftwerken vor Terroranschlägen
durch Vernebelung, Schutzwall oder Abschalten? / BBU und BUND kritisieren,
dass der Betreiber des Atomkraftwerks Biblis RWE seine Wirtschaftsinteressen
ungeniert vor die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung stellt
In einer Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Donnerstag
wird berichtet, dass der Betreiber RWE einen Antrag beim Hessischen
Umweltministerium eingereicht hat, um zukünftig das AKW Biblis
mit künstlichem Nebel vor Terroranschläge aus der Luft
zu schützen.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und
der hessische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) kritisieren scharf, dass RWE mit diesem Antrag
seine Wirtschaftsinteressen ungeniert vor die Sicherheitsinteressen
der Bevölkerung stellt.
Sie fordern den Hessischen Umweltminister Dietzel auf, den RWE-Antrag
abzulehnen.
Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied des BBU: "Es ist offensichtlich,
dass RWE angesichts der Laufzeitbegrenzung der beiden Blöcke
des AKW Biblis bis 2009 bzw. 2011 versucht, möglichst kostengünstig
vermeintlich Sicherheit vor Terroranschlägen auf das AKW Biblis
zu erreichen und deshalb auf die Vernebelungstaktik setzt. Da interessiert
es auch nicht, dass viele Experten dies für völlig unzureichend
halten. Nur die sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke kommt den
Sicherheitsinteressen der Bevölkerung vor einer atomaren Katastrophe
durch terroristische Anschläge entgegen."
BBU und BUND vermuten, dass insbesondere höhere Kosten
der Grund dafür sind, dass der Vorschlag des Mitglieds der
Internationalen Länder Kommission Kernkraft, Professor Josef
Eibl, in der Welt am Sonntag vom 18.07.04, die Atomkraftwerke durch
Beton-Schutzwälle und Stahlnetze gegen einen Angriff entführter
Passagierflugzeuge zu schützen, weder von RWE aufgegriffen
noch vom Hessischen Umweltminister bislang kommentiert worden ist.
Michael Rothkegel, Geschäftsführer des BUND Hessen erinnert
daran, dass der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz
(BfS), Wolfram König, die deutschen Stromkonzerne im Februar
2004 unter Bezugnahme auf Analysen der Gesellschaft für Reaktorsicherheit
(GRS) aufgefordert hat, fünf ältere Atomkraftwerke, darunter
das AKW Biblis A, "vorzeitig" vom Netz zu nehmen, da diese Reaktoren
keinen ausreichenden Schutz gegen Terrorangriffe mit Passagierflugzeugen
bieten würden.
Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied BBU e.V.
Michael Rothkegel, Geschäftsführer BUND LV Hessen
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