Offener Brief von BBU und AKU Gronau
An
Herrn Minister Dr. Axel Horstmann
Ministerium für Verkehr,
Energie und Landesplanung
des Landes Nordrhein-Westfalen
Haroldstr. 4
40213 Düsseldorf
vorab per Fax
Bonn / Gronau, 25.03.2004
Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau
Sehr geehrter Herr Minister Horstmann,
vor 25 Jahren (28.03.1978) ereignete sich die Reaktor-Katastrophe
in Harrisburg - vor einem Jahr (26.03.2003) endete die Einspruchsfrist
gegen den Ausbau der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage
(UAA) in Gronau. Aus Anlaß dieser "Jubiläen" bekräftigen
wir unsere Forderung nach dem Abbruch des Genehmigungsverfahrens
zum Ausbau der UAA Gronau (incl. Neubau eines Uranoxidlagers). Gleichzeitig
fordern wir die Aufhebung aller bisher erteilten UAA-Betriebs- und
Ausbaugenehmigungen und die sofortige Stillegung der UAA zum 25.
Jahrestag der Harrisburg-Katastrophe! Es ist für uns unerträglich,
daß 25 Jahre nach Harrisburg die angeblich ausstiegsorientierte
Landesregierung von NRW noch keinerlei Bemühungen zur Stillegung
der UAA Gronau erkennen läßt. Im Gegenteil: Ende 2003
wurde von Ihnen ohne (!!) jede Öffentlichkeitsbeteiligung der
Neubau einer zweiten Transportbereitstellungshalle auf dem Gelände
der UAA Gronau genehmigt. Noch mehr rollende Zeitbomben sollen von
Gronau in alle Welt transportiert werden. Warum haben Sie der Bevölkerung
keine Einspruchsmöglichkeit zugestanden? Und: Warum wird die
Bevölkerung vom zuständigen Ministerium (Energieministerium)
nicht ausreichend darüber informiert, daß neben der UAA
ein "angebliches" Zwischenlager für 60.000 Tonnen Uranoxid
gebaut werden soll?
Mit rund 7000 Einsprüchen wurde vor einem Jahr eindrucksvoll
dokumentiert, daß die UAA Gronau, die Ausbaupläne und
die Uranlagerung in der Bevölkerung auf breite Ablehnung stoßen.
Die Einsprüche wurden im Sommer 2003 mehrere Tage erörtert
und umfangreich begründet. Sie konnten weder von den Betreiberinnen
der UAA noch von den zuständigen Fachbehörden entkräftet
werden:
- die UAA und die Uranlager sind nicht gegen Flugzeugabstürze
gesichert und auch nicht sicherbar,
- bereits im sogenannten Normalbetrieb der Anlage wird Radioaktivität
freigesetzt,
- Störfälle, Sabotage und Angriffe von außen können
nicht ausgeschlossen werden,
- die Entsorgung (Atommüll und abgereichertes Uranhexafluorid)
ist nicht gewährleistet,
- Urananreicherungsanlagen können zur Gewinnung von atomwaffenfähigem
Uran genutzt werden,
- abgereichertes Uran, daß auch in riesigen Mengen beim
Betrieb der UAA Gronau anfällt, kann zur Produktion von Uranmunition
genutzt werden.
Diese Aufstellung ist längst nicht vollständig.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Proteste gegen drohende Atommüll-Transporte
von Rossendorf nach Ahaus darf die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen
nicht länger zu den zahllosen Uran- und Atomülltransporten
schweigen, die nahezu ständig im Zusammenhang mit dem Betrieb
der UAA Gronau durchgeführt werden. Auch diese Transporte werden
von der Anti-Atomkraft-Bewegung abgelehnt. Es ist die Pflicht einer
"ausstiegsorientierten" Regierung, alle (!) Atomtransporte zu unterbinden!
Es handelt sich bei diesen Transporten um innerdeutsche (Atommüll
von Gronau nach Gorleben / Faßlager; angereichertes Uran von
Gronau zur Weiterverarbeitung nach Lingen / Brennelementefabrik)
und um zwischenstaatliche (z. B. Abtransport von abgereichertem
Uran nach Rußland). Die Transporte erfolgen mit der Bahn und
mit LKW und sind - ebenso wie die UAA - eine ständige Gefahrenquelle
für die Bevölkerung. Wir fordern, daß die Landesregierung
die Bevölkerung vor diesen Transporten schützt, indem
sie die UAA stillegen läßt, so daß keine weiteren
Urantransporte durchgeführt werden!
Mit der sofortigen Stillegung der UAA Gronau können Sie das
Anwachsen der internationalen Atommüllberge ausbremsen. Uran,
das in Gronau nicht angereichert wird, landet nicht in atomaren
Brennstäben, und muß letztlich nicht in Ahaus (oder anderswo)gelagert
werden. Es liegt in Ihrer Hand, ob Sie die atomare Brennstoffspirale
am Standort Gronau im Interesse der Bevölkerung durchtrennen,
oder ob Sie im Interesse der Atomindustrie weiterhin die zügellose
Atommüllproduktion (incl. Uranabbau) fördern.
Mit freundlichen Grüßen
BBU e.V.
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AKU Gronau
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Christine Ellermann, Geschäftsführerin
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Udo Buchholz, BBU Vorstandsmitglied
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