Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
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Offener Brief

An den

An den

Bundesverkehrsminister

Bayerischen Ministerpräsidenten

Dr. Manfred Stolpe

Dr. Edmund Stoiber

 

Staatskanzlei

10117 Berlin

München

per Fax

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Bonn, Aschaffenburg, Alzenau, 10.08.2004

Dringender Sofort-Eingriff notwendig zur Verhinderung einmaliger skandalöser Verschwendung von Steuermitteln für geplanten 3. Autobahnanschluß an A 45 /
St 2805 in 19.000 Einwohner-Gemeinde Alzenau/Bayern

Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister Dr. Stolpe,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Stoiber,

zur Verhinderung eines wohl bundesweit einmaligen Skandalfalles an Steuermittelverschwendung von ca. 2,5 Millionen EURO für den geplanten obengenannten 3. Autobahnanschluß an A 45 / St 2805 in Alzenau fordern wir Sie dringend zum sofortigen Stopp bzw. Annullierung des von der Bundes-Autobahn-Direktion Würzburg bei der Regierung von Unterfranken beantragten Planfeststellungs-Verfahrens auf.

Begründung:

  1. In Zeiten knappster Finanzmittel - Agenda 2010, Gesundheitsreform, Hartz IV, höchsten Arbeitslosenquoten in den neuen Bundesländern - müssen u. E. Prioritäten gesetzt werden. Viele Gemeinden und Städte - vor allem in den neuen Bundesländern - wären mehr als froh, wenn sie nur im 25 km Nahbereich einer Bundes-Autobahn-Anschlußstelle liegen würden bzw. einen BAB-Anschluß hätten.

  2. Alzenau aber hat im Abstand von ca. 6 km bereits schon 2 BAB-Anschlüsse:
    I. Alzenau / A 45 / St 2305
    II. Karlstein A 45 / St 2443

Wichtige Anmerkung:

Auf ominöse Art und Weise wurde von Behörden fälschlicher Weise hier der Nachbarort Karlstein genannt, obwohl nach zuverlässiger Information das gesamte Anschlußstück auf Alzenauer (OT-Hörstein) Gebiet liegt. Direkt anschließend westlich liegt nicht "Karlsteiner Gebiet" sondern das "Industrie-Gebiet Alzenau-Süd".
Somit ist u. E. zwingend zu klären, wie es zu dieser geographischen Falsch-Benennung gekommen ist und eine Bezeichnungsänderung - z.B. "Alzenau-Süd" - zu veranlassen ! Denn ansonsten bleibt für die Öffentlichkeit der Eindruck bestehen, Alzenau habe z.Z. nur 1 BAB-Anschluß !
  1. Bei Realisierung des geplanten 3. BAB-Anschlusses kommt es zu einem gravierenden Landschaftseingriff bzw. Umweltbelastungen und dies in einem sowie so schon schwer von Landschaftseingriffen (Waldrodungen usw.) und lufthygienisch belastetem Gebiet (zeitweise höchste Ozon-Werte Unterfrankens bzw. Bayerns).
  2. Deshalb beantragen wir die bisher unverständlicher Weise unterbliebene Durchführung eines Raum-Ordnungs-Verfahrens !

  3. Während bundesweit in der Regel Planfeststellungs-Verfahren für Straßenbau-Vorhaben nach § 17 des Bundes-Fernstraßen-Gesetzes (FStrG) unter "Amtliche Bekanntmachungen" in den örtlichen/regionalen/überregionalen Tages-Zeitungen öffentlich bekanntgemacht werden, um allen evtl. betroffenen Personen (u.a. Grundstückseigentümer), benachbarten Kommunen / Länder rechtzeitig zur Wahrnehmung ihrer Interessen zu informieren, wurde unverständlicher Weise, aber vermutlich gezielt, die Bekanntmachung des geplanten BAB-Anschlusses A 45/ Alzenau /St 2805 nur im Alzenauer Amts/Mitteilungs-Blatt - also nur Alzenauer Bürgern - mitgeteilt, anstatt im "Main-Echo" bzw. "Heimatboten".


  4. Besonders auffällig aber erscheint, daß in den ausgelegten amtlichen Antragsunterlagen


  5. alle 8 Anträge/Berichte
    alle 20 Pläne / Berichte und Gutachten

an einem einzigen Tag, d.h. am 15.06.04, von der Autobahndirektion Würzburg / Baudirektor Herrn W. erstellt bzw. aufgestellt wurden.

Das erweckt den Eindruck, daß hier möglicher Weise im Rahmen eines gezielten Schnellverfahrens nicht mit der notwendigen Sorgfältigkeit und Zuverlässigkeit zu Lasten der Sicherheit und zu Gunsten vermeidbarer Risiken gearbeitet worden sein könnte.

 

Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister Dr. Stolpe,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Stoiber,

wir hoffen sehr, Sie mit unseren Ausführungen überzeugt zu haben, und bitten Sie zu veranlassen:

  • Stopp/Annullierung des Planfeststellungs-Verfahrens und ggf. Durchführung eines Raum-Ordnungs-Verfahrens
  • Prüfung und Korrektur, warum BAB-Anschluß "Karlstein" statt "Alzenau/St 2443" geographisch falsch bezeichnet wurde/wird.
  • Klärung, weshalb "Amtliche Bekanntmachung" der Planfeststellung gezielt nur im Alzenauer Amtsblatt anstatt in den regional zuständigen Tages-Zeitungen, wie z.B. Main-Echo, Heimatbote usw., erfolgte.
  • Prüfung und Klärung, wie es möglich ist, daß die Autobahndirektion Würzburg 8 Anträge/Berichte/Gutachten und 20 Pläne/Berechn. Unterlagen, also insgesamt 28 Unterlagen, an einem einzigen Tag, nämlich dem 15.06.04, durch Herrn Baudirektor W. prüfen bzw. aufstellen konnte. Das bedeutet u. E.: Durchführung eines "Schnellverfahrens", wie es unserer Erinnerung nach in solch einem Verfahren noch nicht bekannt geworden ist.

Abschlußbemerkung:

Da wir diesen Fall - wie eingangs erläutert - für einen einmaligen Skandalfall von Verschwendung von Steuermitteln ansehen, erlauben wir uns, dieses Interventionsschreiben als "Offenen Brief" zu behandeln.

Bitte geben Sie uns schnellstens Nachricht, ob Sie nunmehr das Planfeststellungsverfahren - letzter Einwendertag ist der 18.08.04 - stoppen bzw. annullieren lassen.

Mit freundlichen Grüßen und bestem Dank im Voraus

BBU e.V.

BN KG Aschaffenburg

SDW, KV Aschaffenburg