BBU fordert lückenlose Herkunft der für
Libyen bestimmten Zentrifugentechnik / Einspruch gegen den Ausbau
der niederländischen Atomfabrik in Almelo - Erörterungstermin
in Gronau?
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.
V. fordert eine lückenlose Aufklärung der Herkunft der
Zentrifugenbauteile zur Urananreicherung, die auf dem Seeweg nach
Libyen beschlagnahmt worden sind. Erst zum Jahreswechsel wurde bekannt,
daß die Beschlagnahmung bereits vor einigen Wochen erfolgte.
Insbesonders fordert der BBU darüber Aufklärung, ob und
welche deutschen Unternehmen die Lieferung nach Libyen veranlasst
haben.
BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz wies in einer Presseerklärung
darauf hin, daß der international tätige Urenco-Konzern
im westfälischen Gronau die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage
(UAA) betreibt. In dieser Anlage wird Uran mittels der Zentrifugentechnik
für den Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet. Grundsätzlich
kann mit der Zentrifugentechnik auch Uran für den Einsatz in
Uranbomben vorbereitet werden. Buchholz betont, daß aus den
Reihen der Anti-Atomkraft-Bewegung immer wieder darauf verwiesen
wurde, daß gerade bei der Urananreicherung eine Trennung zwischen
militärischer und sogenannter ziviler Nutzung eigentlich nur
theoretisch möglich ist. Aus Sicherheitsgründen, aber
auch um einem denkbaren militärischen Mißbrauch vorzubeugen,
fordert daher auch der BBU seit Jahren die Stillegung der Gronauer
Atomfabrik. Der BBU kritisiert in diesem Zusammenhang massiv die
rot-grünen Regierungen in Düsseldorf und Berlin, die dem
beantragten Ausbau der Gronauer Anlage offensichtlich keine Steine
in den Weg legen. Die Kapazität der Gronauer Fabrik soll von
genehmigten 1800t Urantrennarbeit pro Jahr (UTA/a) auf 4500t UTA/a
erhöht werden. Damit könnte jährlich Uran für
den Betrieb von ca. 35 Atomreaktoren pro Jahr angereichert werden;
dies übersteigt den bundesdeutschen Bedarf erheblich. Der BBU
kritisiert weiterhin, daß der Betrieb der UAA Gronau bei den
Verhandlungen zum Atomausstieg völlig ausgeklammert worden
war. Verbunden mit den Ausbauplänen wäre zwangsweise auch
eine erhöhte Produktion neuer Zentrifugen zur Urananreicherung.
Gegen den Ausbau der UAA Gronau wurden im Jahr 2003 rund 7000 Einsprüche
erhoben, im Sommer fand ein mehrtägiger Erörterungstermin
statt. Der BBU befürchtet, daß in den nächsten Monat
das NRW-Energieministerium die Genehmigung zum Ausbau erteilen wird.
Gleichzeitig soll dann voraussichtlich auch ein sogenanntes Zwischenlager
für rund 60.000 Tonnen Uranoxid für den Standort Gronau
genehmigt werden. Der BBU wird weiterhin den örtlichen Arbeitskreis
Umwelt (AKU) Gronau im Widerstand gegen Betrieb und Ausbau der UAA
Gronau unterstützen.
Doch nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in den Niederlanden
sind der BBU und seine westfälische Mitgliedsorganisation Arbeitskreis
Umwelt (AKU) Gronau in Sachen Urananreicherung aktiv. Gemeinsam
haben beide Ende Dezember beim niederländischen Umweltministerium
Einspruch gegen den beantragten Ausbau der Urananreicherungsanlage
(UAA) in Almelo erhoben. Gleichzeitig wurde beantragt, daß
ein Erörterungstermin über Einsprüche aus der Bundesrepublik
im Gronauer Rathaus durchgeführt werden soll. Auch die niederländische
Anlage gehört zum Urenco-Konzern. Die niederländische
Anlage geriet bereits in der Vergangenheit in die Schlagzeilen,
nachdem ein pakistanischer Wissenschaftler dort Atomspionage betrieben
hatte.
In Almelo soll zukünftig, ebenso wie im nahegelegenen Gronau,
noch mehr Uran als bisher für den Einsatz in Atomkraftwerken
vorbereitet werden. BBU und AKU befürchten eine Zunahme der
Urantransporte, ein höheres Risiko für Störfälle
und ein Anwachsen der Atommüllberge. Außerdem wird befürchtet,
daß die UAA Flugzeugabstürze nicht aushalten wird.
Noch bis zum 8. Januar können beim Umweltministerium in Den
Haag Einsprüche gegen den Ausbau der UAA Almelo eingereicht
werden. Ein Sammeleinspruch von BBU e. V. und AKU kann im Internet
unter www.bbu-online.de
kopiert werden. Nähere Informationen sind beim AKU Gronau unter
Tel. 02562/23125 erhältlich. Der BBU verweist darauf, daß
auch beim monatlichen Protest-Sonntagsspaziergang an der UAA Gronau
(4.1., 14.00 Uhr) Einsprüche gegen den Ausbau der UAA Almelo
unterschrieben werden können.
Udo Buchholz, BBU-Vorstandsmitglied
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