Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V.
14.08.2012
Keine Freude an Urenco-Kauf
Die Anti-Atomkraft-Bewegung plant weitere Proteste gegen die einzige deutsche Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau. Diese Botschaft richtet sich an den kanadischen Energiekonzern Cameco Corp. Dieser überlegt einen Anteilskauf an dem Urankonzern Urenco, der Urananreicherungsanlagen in Gronau (D), Almelo (NL), Capenhurst (GB) und New Mexico (USA) betreibt.
Nachdem bereits vor einem Jahr sowohl die britische Regierung als auch RWE und EON erklärt hatten, ihre Anteile verkaufen zu wollen, findet sich erst jetzt der erste Kaufinteressent. Die Anti-Atom-Initiativen im Münsterland warnen Cameco Corp, dass sie keine Freude an den Urananreicherungsanlagen haben werden. Weitere Proteste bis zur Stilllegung der Anlagen sind angekündigt.
Insbesondere die Anlage im westfälischen Gronau wird seit 30 Jahren von Protesten begleitet, zuletzt wurden im Mai und Juli 2012 zwei Urantransporte um mehrere Stunden verzögert, zum 25. Tschernobyl-Jahrestag kamen 15.000 Menschen zusammen um gegen die Urananreicherungsanlage (UAA) zu demonstrieren und immer wieder gibt es Demonstrationen und Blockaden vor den Toren der Urenco. Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen kündigt weitere gemeinsame Proteste der Bürgerinitiativen und Umweltverbände an, auch gegen neue Eigentümer: „Wer aus der Atomenergie aussteigen will, darf nicht atomaren Brennstoff in alle Welt liefern. Deshalb werden wir weiter Proteste organisieren, bis die Anlage stillgelegt ist, egal, wer nun Anteilseigner ist..“, so Udo Buchholz, Nachbar der UAA Gronau und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Auch die nächste Protestaktion ist bereits in Planung: Am 29. September findet ein internationaler Aktionstag gegen die Uranindustrie statt. Demonstriert wird unter anderem in Almelo und Gronau, auch Initiativen in Finnland und Russland planen Aktionen. Die Münsterländer AtomkraftgegnerInnen suchen jetzt aber auch gezielt nach Kontakten in die USA und Kanada.
Ebenso wie Eon und RWE sich als Noch-Anteilseigner sich Ihres Uranmülls einfach in Russland entledigten, hat auch Cameco schon lange keine weiße Weste mehr. Im Westen der USA betreibt der Konzern Uranminen, die zu hohen Strahlenbelastungen, vor allem in von Indianern bewohnten Gebieten führen. Laut einem Presseartikel liegen die Strahlenwerte teilweise über den Grenzwerten für Kinder in der Fukushima-Region und weit über den in Deutschland geltenden Grenzwerten. "Bei allen Atomkonzernen ist nicht die geringste Rücksichtsnahme zu erkennen" so Irene Thesing von der Initaitve für den Sofortigen Atomausstieg aus Münster, "deshalb fordern wir die Stilllegung der UAA statt einen Verkauf und solidarisieren uns mit den Betroffenen in den Uranabbaugebieten weltweit". Zudem musste Cameco im aktuellen Quartal massive Umsatzverluste hinnehmen und hofft nun auf ein Wiederanfahren der japanischen AKW. Statt der Opfer hat der Konzern nur seine Finanzen im Blick und ignoriert dabei die Interessen der japanischen Bevölkerung, welche sich massiv gegen das Wiederanfahren der Reaktoren zur Wehr setzt.
Doch auch schon die Anteilseigner RWE und EON mussten sich für ihre Beteiligung am Urenco-Konzern vor ihren eigenen Hauptversammlungen verantworten, immer wieder wurde nachgefragt, wann sie denn nun aus der Atomenergie aussteigen und wann sie die Anlage in Gronau stilllegen. So lange, bis sie schließlich im letzten Jahr verkündeten, sich ihrer „unpopulären Beteiligung“ zu entledigen und einen Verkauf ihrer Urenco-Anteile diskutierten. Da die Urananreicherungsanlage in Gronau militärisch nutzbar ist und zum Bau von Atomwaffen verwendet werden könnte, genießt die Bundesregierung Mitspracherechte beim Verkauf der Urenco-Anteile. Sie wird aufgefordert, keinem Verkauf zuzustimmen sondern ein Gesetz zur Stilllegung der Anlage zu beschließen. „Urananreicherungsanlagen gehören zu einer veralteten und gefährlichen Technologie, sie müssen stillgegelegt und nicht verkauft werden - auch die Bundesregierung muss da endlich einschreiten! Ein drittes Tschernobyl oder Fukushima brauchen wir nicht!“, so Marita Wagner vom Trägerkreis des Gronauer Ostermarsches.
Weitere Informationen über Uranabbau, Uranfabriken, Urantransporte und die int. Uranindustrie gibt es u. a. unter www.aku-gronau.de, www.bbu-online.de, www.sofa-ms.de, www.urantransport.de, www.robinwood.de, www.wise-uranium.org, www.nirs.org, www.uranium-network.org. |