Umweltverbände BBU und LBU gegen Elbvertiefung
(Bonn, Hamburg, Hannover, 08.11.2012) Anläßlich der für Freitag (9. November) in Hamburg von der Gewerkschaft ver.di geplanten Demonstration für die Elbvertiefung haben sich der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen gemeinsam und eindeutig gegen die noch immer drohende Elbvertiefung ausgesprochen. Die beiden Umweltverbände begrüßen dagegen die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, das im Oktober in einem Eilverfahren untersagt hatte, mit der Vertiefung der Elbe zu beginnen. Den Plänen zufolge soll die Elbe vom Hamburger Hafen aus Richtung Nordsee um rund einen Meter weiter vertieft werden. Nach dem Gerichtsurteil darf jedoch noch nicht gebaggert werden und die Hauptverhandlung beim Bundesverwaltungsgericht, mit der erst 2013 gerechnet wird, muss abgewartet werden.
Die Elbe in Hamburg musste erst vor wenigen Jahren die Airbus-Werkserweiterung verkraften. Dabei ist der der ökologisch wichtige Überflutungsraum des Mühlenberger Lochs durch den Ausbau der Landebahn weggefallen. Dort gab es, einmalig in Europa, die seltene Wasserpflanze Schierlingswasserfenchel, die ihren Lebensraum dadurch verloren hat. Die zugesagten 3000 - 4000 Arbeitsplätze bei Airbus hat es in dem Maße nie gegeben und durch geänderte Firmenkonzepte und die Verlagerung der Airbus-Endmontage nach Toulouse ist die übermäßige Werkserweiterung fast umsonst erfolgt.
Nach Auffassung des BBU und des LBU Niedersachsen sprechen viele ökologische Argumente gegen die Elbvertiefung. Dabei greifen BBU und LBU Niedersachsen auch die Bedenken des Regionalen Bündnis gegen Elbvertiefung auf:
- Durch die Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit würde es zu einer Zunahme tiefer Auskolkungen ohnehin gefährdeter Uferbereiche kommen. Die Unterhaltungsbaggerung würde sich erhöhen, die Wasserqualität würde sich verschlechtern, und vor allem kleine Häfen, Nebengewässer und Flachwasserzonen würden versanden. Eine noch höhere Ströumngsgeschwindigkeit schadet der Kleinschifffahrt, dem Tourismus und der Fischerei.
- Das weitere Vordringen des Salzwassers stromauf würde fortschreiten. Betroffen wären Oberflächenwasser und das Grundwasser im Bereich Altes Land, südlich von Stade. Dies ist eines der Haupt-Obstanbaugebiete Europas, und dort würde die Landwirtschaft, insbesondere der Obstbau, wegen Zunahme der Korrosion an Sielen, Stegen und allen anderen Bauwerken erheblich leiden.
- Die Elbvertiefung würde zur Erhöhung des Wasserstandes bei Sturmfluten führen. Dies wäre in der trichterförmigen Unterelbe der Fall, insbesondere am Ende des Trichters in Hamburg. Die den Plänen zugrunde liegenden Berechnungen der Bundesanstalt für Wasserbau geben nur 1–2 cm Zunahme an – sie sind aber in sich nicht schlüssig, realistisch sind 15 – 20 cm. Durch den Meeresspiegelanstieg wird das weiter verstärkt, besonders eben im Bereich Altes Land, Haseldorfer Marsch und Hamburg.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) können bis zu einem gewissen Grad die Sorgen der Gewerkschaft ver.di um Arbeitsplätze in den derzeit arbeitsmarktpolitisch schwierigen Zeiten verstehen. Gleichzeitig appelieren die beiden Umweltverbände aber an ver.di, die Sicherung von Arbeitsplätzen nicht auf dem Rücken der Natur durchzusetzen. Früher häufige Fischarten der Elbe wie Stör, Lachs, und Aal sind selten geworden. "Auch und gerade im Umfeld der Metropole Hamburg muss dem Artenschutz eine hohe Bedeutung zugemessen werden", fordert die Hamburger BBU-Aktivistin Regina Ludewig. Die LBU-Geschäftsführerin Christine Jordan aus Hannover unterstützt diese Aussage und fordert zum verstärkten Engagement für den Umweltschutz auf: "Die Elbe als Naturraum braucht Freundinnen und Freunde. Wer sich für eine lebenswerte Umwelt einsetzen möchte, findet in Bürgerinitiativen und Umweltgruppen Gleichgesinnte."
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Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der Umweltschutzbewegung zu verstärken. Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung und für umweltfreundliche Energiequellen.
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