BBU fordert: Keine laue Energie- sondern
grundsätzliche
Politikwende!
(Bonn/Berlin, 26.04.11) Die beiden Mitglieder des geschäftsführenden
Vorstands des BBU Jürgen Rochlitz
und Peter Schott haben heute das Fukushima-Manifest
des BBU in
Berlin vorgestellt:
Die Vorgänge von Fukushima belegen erneut: die Nutzung
der Atomenergie ist nicht beherrschbar und nicht verantwortbar
und sollte daher unverzüglich und weltweit beendet werden.
Wer aber glaubt, allein mit einer atomfreien Energiepolitik das
Versagen von Fukushima beantworten zu können hat zu kurz gedacht.
Denn in Fukushima ist nicht nur die Atomtechnik grundsätzlich
gescheitert, das war sie bereits in Harrisburg und Tschernobyl. Gescheitert
ist in Fukushima, in diesem Land des ehemaligen Exportweltmeisters,
in diesem Land, das zur weltökonomischen „Triade“ (USA,
EU und Japan) gezählt wird, der hochfliegende Glaube an eine
Technik und an ein Wachstum ohne Grenzen, der nun katastrophal
auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt worden ist.
Welcher Größenwahn hinter dem Wachstumsmodell Japan steht,
wird durch nichts deutlicher als durch die Standorte mit Vierfach-Reaktoren
in einem schon immer von Erdbeben bedrohten Land.
Die Atomtechnik stand schließlich für die scheinbare
unendliche Machbarkeit von allem und jedem, allenfalls mit „Restrisiken“ behaftet.
Die Wirtschaft Japans steht bislang beispielhaft für die der
Industriestaaten, die ungerührt von schwindenden Ressourcen,
sich verknappenden Rohstoffen, sich verengender Aufnahmefähigkeit
für ungebremste Schadstoffe und galoppierendem Klimawandel
im Wesentlichen auf ein Weiter so! setzt. Insofern ist Fukushima
ein Menetekel, eine drohende Warnung an die Regierungen der Industriestaaten, innezuhalten
bei ihrer Jagd und Gier nach den Schmierstoffen eines grenzenlosen
Wachstums: Kapital und Profit und nochmals Profit.
Vorstandsmitglied Jürgen Rochlitz betonte besonders:
„Allein eine Entkoppelung von Energie- und Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum
wird uns nicht weiter helfen. Die natürlichen Bedingungen für
Wachstum müssen grundlegender betrachtet werden. Natürliches Wachstum
findet immer in einem Gleichgewicht von Gedeihen und Vergehen statt – in
der Summe findet kein Zuwachs statt. Insofern ist und war der Gedanke,
eine Wirtschaft müsse wachsen, eine historische Fehlleistung – wie
die Nutzung der Atomenergie.“
Und Peter Schott fügte hinzu: „ Selbst die eigentlich
einfache Überlegung von Club of Rome- Autoren um Dennis
Meadows von 1973 („Grenzen des Wachstums“), dass elementare
Grenzen für wirtschaftliches Wachstum existieren, wurde
jahrzehntelang nicht ernst genug genommen. Nun ist der Punkt gekommen,
an dem endlich ernst gemacht werden muss!“
Der BBU schlägt daher für den Anfang folgende
Maßnahmen vor:
- Sofortiger, weltweiter Verzicht auf Atomenergie in all ihren „zivilen“ und
militärischen Formen; Stopp der gesamten diesbezüglichen
Forschung.
- Einsparung von Energie in allen Verwendungssektoren durch technische
Maßnahmen und durch Verhaltensänderungen mit einer
breitgefächerten Steigerung der Energieeffizienz auf allen
Ebenen der Bereitstellung und Nutzung kombiniert mit dem auf
breiter Front stattfindenden Einsatz erneuerbarer Energieträger.
- Überprüfung und gegebenenfalls konsequenter Verzicht
auf weitere Risikotechnologien, bei denen ebenfalls wie bei der
Atomtechnik die Risiken zu niedrig eingeschätzt wurden,
die sogen. Restrisiken auf die Bevölkerung abgewälzt
wurden zur Profitsteigerung der Betreiber. Es geht hierbei vornehmlich
um die „Grüne“ Gentechnik und die CCS-Technik
zur Speicherung von CO2. Eine Gesellschaft, die sich an dem Schutz
der Gesundheit der Menschen und der Umwelt orientiert, muss auf
derartige Technologien verzichten.
- Deutliche Korrekturen sowohl in der Verkehrspolitik als auch
in der Landwirtschaftspolitik hinzu drastisch geringeren
Treibhausgasemissionen: also mehr ÖPNV- und Schienenverkehr
bzw. ökologische Landwirtschaft mit weniger Tierproduktion.
- Grundsätzliche Transformation des ökonomischen Systems
weg von gnadenloser Konkurrenz in einem angeblich freien Markt,
die zur Spaltung der Gesellschaften in Gewinner und Verlierer,
in Reich und Arm, in Privilegierte und Nichtprivilegierte führt.
- Als Einstieg in diesen gesamtgesellschaftlichen Prozess wird
die Überführung der führenden Energiekonzerne
in Gemeineigentum vorgeschlagen. Hierbei muss den Akteuren der
Zivilgesellschaft wie Umwelt- und Naturschutzverbänden,
Verbraucherverbänden, Eine-Welt-Initiativen, Erneuerbare
Energie-Verbände etc. zukünftig eine beherrschende
Rolle bei der Bestimmung der Politik der Konzerne z.B. in den
Aufsichtsräten zukommen.
Dies sollte der Start sein für den Aufbau einer vollkommen
dezentral orientierten Energieerzeugung und –verteilung und
kann Vorbild für die zukünftige Organisation der Gesellschaft
sein.
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