Offener Brief an die Grünen:
Bürgerinitiativen und Umweltverbände kritisieren
angeblichen Atomkonsens
(Münster, Düsseldorf, Berlin, Bonn, 15.06.2011) Anti-Atomkraft-Initiativen,
Bürgerinitiativen und Umweltverbände aus Nordrhein-Westfalen
und Niedersachsen haben gemeinsam in einem Offenen Brief an Bündnis
90 / Die Grünen den zur Diskussion stehenden, angeblichen
Atomkonsens kritisiert. Auf Bundesebene wird das Schreiben vom
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) unterstützt.
Empfänger des Briefes sind die Grünen Parteivorstände
in Düsseldorf und Berlin, sowie die Grüne Bundestagsfraktion
und die Grüne Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen.
In dem Brief heißt es: "Eine Zustimmung zum schwarz-gelben „Atom-Konsens“ wäre
nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Anti-Atom-Bewegung im Münsterland
und in NRW. Nein, diese Zustimmung wäre auch ein Verrat an
der Grünen-Partei-Basis, welche mit uns in Gronau und vielen
andere Orten demonstriert hat."
Zur Begründung heißt es: "Der angebliche
Atomkonsens ist unvollständig, er lässt wichtige Anlagen
der atomaren Produktionskette, wie die UAA Gronau, die Brennelementefertigung
in Lingen oder die
Konditionierungsanlage Duisburg außen vor. Und der angebliche
Atomkonsens ist nicht irreversibel; selbst die bescheidenen Fortschritte
werden über den langen Zeitraum von 11 Jahren sowohl Versuchen
der Abschwächung, wie auch offenen Angriffen ausgesetzt sein.
Ein solcher „Konsens“, der sogar hinter den Forderungen
der recht konservativen „Ethikkommission“ zurückfällt
und auch noch schlechter ist, als der angeblich „historische“ Ausstieg
von Rot-Grün 2001, ist kein „Konsens“ und schon
gar kein „Atomausstieg“! Wer jetzt dem angeblichen
schwarz-gelben „Atomkonsens“ zustimmen möchte,
muss sich Fragen lassen, welche Lehren er aus Fukushima und auch
aus den Erfahrungen mit der Halbwertzeit von allzu lang laufenden
Ausstiegsbeschlüssen gezogen hat.
In Sachen Urananreicherungsanlage Gronau und Transportmoratorium
ist die Rot-Grüne
Landesregierung in NRW seit Dienstantritt leider keinen Schritt
vorwärts gekommen. In Sachen Schließung der UAA Gronau
wurde stattdessen immer auf die Bundesebene verwiesen. Mit dem „neuen
historischen Konsens“ wird die Atompolitik für die nächsten
Jahre festgelegt, wie soll denn dann der Beschluss des Länderrates
(Stilllegung der Urananreicherungsanlage) umgesetzt werden, wenn
die Grünen jetzt nicht den Mumm haben, bei Röttgen die
Stilllegung der UAA einzufordern? Oder will eine evtl. nächste
Grün-gefärbte Bundesregierung den „Konsens“ erneut
aufkündigen, um endlich Gronau darin zu verankern? Dann wünschen
wir euch viel Spaß dabei..."
Abschließend heißt es in dem Schreiben an die Grünen:
Wir fordern euch hiermit auf, eure Entscheidung in Sachen schwarz-gelben
Atomausstieg sehr gut zu bedenken. Denn das Thema Atomenergie „werdet
ihr nicht los“, um es mit den Worten eurer Parteiführung
zu sagen. Schon gar nicht, wenn aus Gronau weiterhin Uran in alle
Welt exportiert wird und bis zum St. Nimmerleinstag weiter Atomtransporte
kreuz und quer durch NRW fahren. Und zu guter Letzt: Wenn euch
an der Schließung der UAA gelegen ist, dann gibt es am 3.
Juli wieder die Möglichkeit öffentlich dafür einzustehen:
Kommt zur Demo und zum Straßenfest um 13 Uhr vor die Urananreicherungsanlage
Gronau! 300. Sonntagsspaziergang seit 1986 – ein Grund zum
Feiern – und zum weitermachen!
Kämpft mit uns gemeinsam für die sofortige Stilllegung
der UAA!"
Unterschrieben wurde der Offene Brief von folgenden Initiativen
und Verbänden: Initiative für den sofortigen Atomausstieg
(SofA) Münster, Bürgerinitiative „Kein Atommüll
in Ahaus“ e.V., Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm,
MEGA Waltrop, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen,
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, AntiAtomBonn,
Anti-Atom-Gruppe Osnabrück, Aktionsbündnis Bielefeld-steigt-aus,
AKW-Nee-Gruppe Aachen, Duisburg-Atomfrei.de, NABU-Kreisverband
Steinfurt, Umweltforum Münster, Energiewendegruppe Münster,
Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe
Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen,
Umweltverbände und Fördermitglieder. Er wurde 1972
gegründet, engagiert sich u. a. für den sofortigen
Atomausstieg und hat seinen Sitz in Bonn. Zur Finanzierung seines
Engagements bittet der BBU um Spenden aus den Reihen der Bevölkerung.
Spendenkonto: BBU, Sparkasse Bonn, BLZ 37050198, Kontonummer:
19002666. Informationen über den BBU und seine Aktivitäten
gibt es im Internet unter www.bbu-online.de;
telefonisch unter 0228-214032. Der Arbeitskreis Energie des BBU
ist unter Tel. 02562-23125 erreichbar. |