BBU
erinnert an die Räumung
der Republik Freies Wendland heute vor genau 30 Jahren /
Samstag (5. Juni)
Umzingelung des Endlager-Erkundungsbergwerkes in Gorleben
(Bonn, Gorleben, 04.06.2010): Der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) erinnert am heutigen Freitag (4. Juni) an die
Räumung des Hüttendorfes in Gorleben auf der Tiefbohrstelle
1004 vor genau 30 Jahren. Mit dem Hüttendorf hatten mehrere
Tausend Menschen im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg
mehrere Wochen gegen Probebohrungen für ein Atommüll-Endlager
in Gorleben demonstriert. Am 4.Juni 1980 war das Hüttendorf
von Polizei und Bundesgrenzschutz brutal gemäumt worden. "Die
Hütten der Republik Freies Wendland konnten zerstört
werden, aber nicht der Widerstandwille, der ausgehend von der Gorlebener
Freien Republik Wendland bundesweite Verbreitung fand. Das Motto "Gorleben
ist überall" ist bis heute aktuell", so Udo Buchholz
vom Vorstand des BBU.
An diesem Wochenende wird in Gorleben, vom heutigen Freitag bis
zum Sonntag (6.6.), an die Ereignisse vor 30 Jahren erinnert. Gleichzeitig
wird auch gegen weitere Atommülltransporte nach Gorleben,
gegen ein Endlager in Gorleben und insgesamt für den sofortigen
Atomausstieg demonstriert. Der BBU, der sich schon vor 30 Jahren
gegen ein Endlager in Gorleben engagiert hatte, solidarisiert sich
auch heute mit dem Widerstand in Gorleben und ruft zur Teilnahme
an den aktuellen Aktionen auf. Diese beginnen am heutigen Freitag
um 14.00 Uhr mit dem Richtfest für eine Schutzhütte am
Salinas-Gelände in Gorleben, an dem auch Landrat Schulz (Landkreis
Lüchow-Dannenberg) und Graf Bernstorff teilnehmen werden.
Ein Höhepunkt des Aktionswochenendes wird am Samstag (5. Juni)
um 12.00 Uhr die Umzingelung des Endlager-Erkundungsbergwerkes
sein.
In einem Bericht in der Zeitschrift Atom Express (Ausgabe Nr.
21, Juli 1980, S. 15) wird wie folgt über die Räumung
des Hüttendorfes in Gorleben berichtet:
"Am Wochenende des 3. Mai zogen hunderte junger Menschen
aus dem Landkreis, Landwirte, Handwerker, Schüler, Studenten,
verstärkt durch auswärtige Freunde des Landkreises und
seiner Bewohner zur 1004. Die Menge wuchs und wuchs, bis es tausende
waren und sie griffen zur Säge, Hammer, Beil und Nägel
und errichteten auf dem vernichteten Kulturboden die Republik Freies
Wendland. In den frühen Morgenstunden des 4. Juni 1980 starb
die Republik Freies Wendland auf deutschem Boden unter tausenden
von Polizeistiefeln gewaltfrei einen gewaltsamen Tod. Polizei-Bagger
und Raupen vernichteten in Minuten, was liebevoll und mit viel
persönlichem Engagement und Fleiß unter finanziellen
Opfern in Wochen entstanden war: Dorfplatz, Haus der Bäuerlichen
Notgemeinschaft, Freundschaftshaus, Begegnungsstätte, Kirche
(…)."
Die Besetzerinnen und Besetzer der Endlager-Bohrstelle mit der
inzwischen legendär gewordenen Nummer 1004 hatten den Konflikt
mit der Polizei vermeiden wollen. In einer Erklärung der Hüttendorfbewohner
vom 12. Mai 1980 an den damaligen Bundesinnenminister Baum, die
auch von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg,
der Bäuerlichen Notgemeinschaft und vom BBU-Vorstand unterstützt
wurde, hieß es, dass nach Erfüllung der mit der Besetzung
verbundenen Forderungen das Dorf 1004 freiwillig geräumt werden
würde. Zu diesen Forderungen gehörten die "Veröffentlichung
der Bohrprotokolle aller bisher erfolgten Bohrungen" und der "Eintritt
in eine breite öffentliche Diskussion über das gesamte
Entsorgungskonzept der Bundesregierung, u. a. durch ein großes
Hearinng über die Probleme der Zwischen- und Endlagerung,
(…)." (Quelle: Atom Express Nr. 20, Juni 1980, S.
22).
Buchholz: "Mit hartem Polizeieinsatz wurde vor 30 Jahren
der berechtigte Wunsch nach Informationen und nach einer gesellschaftlichen
Debatte über die Atommüll-Problematik unterbunden. Doch
die Wahrheit läßt sich nicht für immer unterdrücken
und heute, nach 30 Jahren, ist ja offensichtlicher denn je, dass
es keine sichere Lagerungsmöglichkeit für Atommüll
gibt. Der BBU unterstützt daher weiterhin den Widerstand gegen
ein Endlager in Gorleben und fordert nachdrücklich den sofortigen
Ausstieg aus der Atomenergie, damit nicht noch mehr Atommüll
anfällt."
Ausführliche Informationen über das Aktionswochenende
in Gorleben gibt es im Internet unter www.bi-luechow-dannenberg.de und
unter www.baeuerliche-notgemeinschaft.de.
Telefonische Auskünfte gibt es unter 05841-4684 (Bürgerinitiative
Umwelrtschutz Lüchow-Dannenberg).
Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen,
Umweltverbände und Fördermitglieder. Er wurde 1972
gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Auch die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ist eine Mitgliedsinitiative
des BBU. Kontakt und Informationen: www.bbu-online.de, 0228-214032.
Spendenkonto: BBU, Sparkasse Bonn, BLZ 37050198, Kontonummer:
19002666.
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