BBU warnt vor Uranmüll-Monsterzug
Uranhexafluorid ist radioaktiv und kann zur ätzenden Fluss-Säure
reagieren
(Bonn / Gronau, 09.03.2009) Der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) e. V. hat heute in Bonn vor den Gefahren eines
Monster-Atomtransportes gewarnt. Nach Angaben des BBU befinden sich
auf dem Gelände der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage
(UAA) im westfälischen Gronau zahlreiche Bahnwaggons. Entsprechende
Waggons sind in der Vergangenheit wiederholt für Uranmülltransporte
von Gronau nach Russland zum Einsatz gekommen. Ende 2008 wurde auch
in vergleichbaren Waggons Uranmüll nach Frankreich transportiert.
Bei diesen Transporten handelte es sich um Sonderzüge, die
mit bis zu 1000 Tonnen Uranmüll in Form von Uranhexafluorid
in abgereicherter Form beladen waren. Der BBU rechnet auch jetzt
damit, dass der vermutlich bald abfahrende Sonderzug rund 1000 Tonnen
Uranhexafluorid abtransportieren wird. Der BBU lehnt diesen Transport
generell ab. Seine mögliche Routen: Gronau – Münster
– Bad Bentheim – Rotterdam – Russland oder Gronau
– Münster – Ruhrgebiet – Rheinland –
Frankreich. Örtliche Anti-Atomkraft-Initiativen rufen zu Protesten
entlang der Routen auf.
In der Gronauer Uranfabrik wird Uran für den späteren
Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet. Bei dem Uran, das in Gronau
verarbeitet wird, handelt es sich um Uranhexafluorid, eine Uran-Fluor-Verbindung.
Uranhexafluorid ist radioaktiv und reagiert bei Freisetzungen mit
Wasser u. a. zur hochgefährlichen Fluss-Säure. Bei einem
Transportunfall mit Uranhexafluorid-Freisetzungen müsste die
Bevölkerung im Umkreis von mehreren Kilometern sofort evakuiert
werden.
Bei der Urananreicherung in Gronau fallen erhebliche Mengen des
sogenannten abgereicherten Urans (in Form von Uranhexafluorid, UF-6)
an. Das gefährliche Material darf in Containern neben der Urananreicherungsanlage
in Gronau unter dem freien Himmel gelagert werden. In der Vergangenheit
sind zudem wiederholt große Uranhexafluorid-Mengen nach Russland,
aber auch nach Frankreich, transportiert worden.
Verantwortlich für den Betrieb der Gronauer Urananreicherungsanlage,
aber auch für Schwesteranlagen in den Niederlanden und in Großbritannien,
ist der internationale Urenco-Konzern. Maßgebliche deutsche
Partner im Urenco-Verbund sind die Energiemultis RWE und E.ON.
Die Gronauer Uranfabrik und die Urantransporte waren und sind immer
wieder das Protestziel der Anti-Atomkraft-Bewegung. So fand auch
am 1. März vor der Urananreicherungsanlage eine Kundgebung
statt, bei der gegen die RWE-Atom- und Energiepolitik und für
die sofortige Stilllegung der Gronauer Urananlage demonstriert wurde.
Trotz der Geheimniskrämerei rund um die Urantransporte, die
Fahrtzeiten sind geheim, gab es immer wieder beachtliche Proteste
gegen die Urantransporte von Gronau nach Russland.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.
V. fordert gemeinsam mit seiner Gronauer Mitgliedsgruppe, dem Arbeitskreis
Umwelt (AKU) Gronau, und mit weiteren Initiativen und Verbänden
die sofortige Stilllegung der Gronauer Urananreicherungsanlage und
das Verbot aller Urantransporte von und nach Gronau. Udo Buchholz,
BBU-Vorstandsmitglied und Aktivist des AKU Gronau betont: „In
jeder Atomanlage, auch in Gronau, fällt Atommüll an. Niemand
weiß, wo dieses Material sicher und dauerhaft gelagert werden
kann. Darum muss dafür Sorge getragen werden, dass kein weiterer
Atommüll produziert wird. Die Anti-Atomkraft-Bewegung setzt
sich weiterhin für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen
ein.“
Der BBU weist bereits jetzt darauf hin, dass anlässlich des
23. Jahrestages der Tschernobyl-Reaktorkatastrophe an verschiedenen
Orten Anti-Atomkraft-Demonstrationen stattfinden werden, so z. B.
am 25. April in Münster und am 26. April bei den Atomkraftwerken
Krümmel (Norddeutschland) und Neckarwestheim (Süddeutschland).
Weitere Informationen über die Gronauer Urananreicherungsanlage,
über die Urantransporte und über die geplanten Aktionen
zum Tschernobyjahrestag gibt es u. a. auf folgenden Internetseiten:
www.aku-gronau.de, www.bbu-online.de, www.urantransport.de. Ein
Filmclip über einen früheren Uran-Monsterzug von Gronau
nach Russland kann unter http://www.youtube.com/watch?v=bncl_RiY170
angesehen werden. Für telefonische Auskünfte ist der BBU
unter 0228-214032 erreichbar, der AKU Gronau unter 02562-23125.
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