Gemeinsame Pressemitteilung von BBU und BUND vom 20. Februar 2008
BUND und BBU fordern strengere Kontrolle
der Nanotechnologie
Berlin: Anlässlich der heutigen Zwischenbilanz
des so genannten „Nanodialogs“ - eines von der Bundesregierung
eingesetzten Gremiums zur Bewertung von Chancen und Risiken der
Nanotechnologie - haben der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) und der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) die Einführung gesetzlicher Regeln für
den Umgang mit Nanomaterialien gefordert. „Der Austausch zwischen
Verbänden, Politik und Wirtschaft beim Nanodialog ist ein wichtiger
Schritt“, sagte Wilfried Kühling, Vorsitzender des Wissenschaftlichen
Beirats des BUND. „Die Dialogrunden dürfen jedoch nicht
darüber hinwegtäuschen, dass es beim Umgang mit der Nanotechnologie
dringenden Handlungsbedarf gibt. Es ist nicht in Ordnung, wenn trotz
wissenschaftlicher Hinweise auf Gesundheitsgefahren unzureichend
getestete Nanomaterialien in Kosmetika, Lebensmitteln oder Textilien
verwendet werden.“
Als Nanopartikel werden in der Regel Teilchen definiert,
die kleiner als 100 Nanometer sind. Durch ihre geringe Größe
weisen sie spezielle Eigenschaften auf, die neue industrielle Nutzungsarten
ermöglichen. Nanoteilchen bringen aber auch neue Umwelt- und
Gesundheitsrisiken mit sich. Ihre Winzigkeit versetzt sie z.B. in
die Lage, körperliche Schutzmechanismen wie die Blut-Hirn-Schranke
oder die Plazentaschranke zu überwinden. Laut Angaben des US-amerikanischen
Woodrow-Wilson-Centers sind bereits mehr als 500 Alltagsprodukte
erhältlich, die Nanomaterialien enthalten. Das Marktvolumen
für Produkte aus dieser Technologie wird für das Jahr
2010 auf bis zu einer Billiarde Euro geschätzt.
Freiwillige Verhaltensrichtlinien für die
Industrie, die im Rahmen des Nanodialogs erarbeitet werden sollen,
begrüßten der BUND und der BBU. „Es ist gut, dass
viele Firmen freiwillig etwas tun wollen. Allerdings zeigen Erfahrungen
der Vergangenheit, dass freiwillige Vereinbarungen allein nicht
reichen, weil es immer wieder schwarze Schafe gibt, die sich nicht
daran halten. Wir brauchen deshalb verpflichtende Sicherheitstests
für Nanoprodukte“, sagte Oliver Kalusch vom BBU. Auch
in diesem Bereich müsse das Vorsorgeprinzip gelten. Ohne vorherige
Prüfung auf Risiken für Mensch und Natur dürften
Nanoprodukte nicht vermarktet werden. Beim Nachweis ihrer Unbedenklichkeit
müsse die gesamte Produktkette von der Herstellung über
den Gebrauch bis zur Entsorgung einbezogen werden.
Der BUND und der BBU forderten außerdem mehr
Transparenz über die Verwendung von Nanomaterialien in Alltagsprodukten.
Die Verbraucher hätten ein Recht auf umfassende Aufklärung
über mögliche Gefahren. Wo Nano drin sei, müsse auch
Nano draufstehen.
Die Organisationen veröffentlichten heute
unter dem Titel „Kriterien zur Kontrolle von Nanotechnologien
und Nanomaterialien“ Grundsätze zum Umgang mit der neuen
Technologie, die weltweit bereits von 70 Verbänden, Umweltorganisationen
sowie Gewerkschaften unterzeichnet wurden.
Die Kriterien finden Sie im Internet unter:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/nanotechnologie/20080220_nanotechnologie_kontrolle_kriterien.pdf
Das BUND-Positionspapier „Für einen verantwortungsvollen
Umgang mit der Nanotechnologie“ finden Sie unter:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/chemie/20070500_chemie_position_nano.pdf
Pressekontakt: Patricia Cameron, BUND-Expertin für Chemikalienpolitik
und Nanotechnologie, Tel. 030-27586-426 bzw. Rüdiger Rosenthal,
BUND-Pressestelle, Tel. 030-27586-425/-489, Fax: -440, E-Mail: presse@bund.net,
www.bund.net
Oliver Kalusch, Experte für Nanotechnologie im BBU, Tel. 0228-2140-32,
Fax: -33, E-Mail: BBU-Bonn@t-online.de, www.bbu-bonn.de
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