Urancontainer strahlen erhöhte Radioaktivität
ab:
Nächtlicher Hochseilprotest im münsterländischen
Wald gegen Urantransport / Bürgerinitiative:
Polizei soll sich für Urantransportverbot aussprechen
(Bonn / Gronau, 17.01.2008) Der Widerstand gegen die einzige
deutsche Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau
und gegen die damit verbundenen Urantransporte ist um eine Facette
reicher: Am gestrigen Mittwochabend (16. Januar) hat eine französische
Atomkraftgegnerin auf freier Strecke das Stoppen eines aus der UAA
Gronau kommenden Uranmülltransports kurz nach seiner Abfahrt
mit einer akrobatischen Hochseilaktion erwirkt.
Die 26jährige Französin hatte in ca.
10 Meter Höhe weit oberhalb der Schienen ein Seil zwischen
zwei Bäume gespannt und sich daran angekettet, um gegen den
Export deutschen Uranmülls von Gronau nach Russland zu demonstrieren.
Sie wurde von einem Polizeihubschrauber entdeckt, der dann offenbar
das Stoppen des Zuges veranlasst hat. Der Polizeihubschrauber, bzw.
dessen Suchscheinwerfer, wies dann auch anderen DemonstrantInnen
den Weg in das unwegsame Waldgebiet, darunter auch einem Vorstandsmitglied
des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz.
Die Hochseil-Aktion bewirkte, dass der Urantransport
etwa 6 Stunden stehen blieb. Erst dann gelang es einer aus St. Augustin
eingeflogenen alpinen Spezialeinheit der Polizei die Demonstrantin
zu Boden zu bringen. Sie wurde bis zu den frühen Morgenstunden
des heutigen Donnerstag in Polizeigewahrsam genommen.
Weshalb der ca. 3 Meter hohe Zug nicht einfach
im Schritttempo unter dem Seil und der Demonstrantin herfuhr, blieb
unklar. Möglicherweise befürchtete die Polizei eine radioaktive
Verseuchung der Demonstrantin: Atomkraftgegner hatten bei der Abfahrt
des Transportes in Gronau eine erhöhte Strahlendosis gemessen.
Selbst auf der Straßenbrücke an der UAA, einige Meter
über dem Uranzug, betrug die radioaktive Strahlung 0,38 Mikrosievert
und war rund 3-mal höher als normal. Und direkt an den Waggons
ist die Strahlung noch höher. Die Internationalen Ärzte
für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) sagen: „Radioaktivität
beeinträchtigt lebende Zellen. Selbst kleinste Strahlendosen
können die Erbinformation verändern, das Immunsystem schädigen
und Krebs auslösen.“ Dieser Sachverhalt verdeutlicht
erneut, weshalb ein Verbot der Urantransporte dringend erforderlich
ist.
Bei der Messung der Radioaktivität in Gronau
waren auch mehrere Polizeibeamte anwesend. Da auch die Polizei im
Zusammenhang mit den Urantransporten der erhöhten Radioaktivität
ausgesetzt ist, wäre es aus Sicht der Bürgerinitiative
"Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau" angemessen, wenn sich
auch die Polizei für ein Urantransportverbot aussprechen würde.
Am Rande der nächtlichen Bahnstrecke war aus den Reihen der
Polizei mitunter auch Sympathie für die Demonstrantin und ihre
kreative Aktion zu vernehmen.
Die Transporte mit abgereichertem Uranhexafluorid
sollen in diesem Jahr noch mehrfach über die Strecke Gronau
- Münster - Rheine - Bad Bentheim - Niederlande - Rotterdam
führen. Letztlich ist Russland das Ziel des Uranmülls.
Schon seit einiger Zeit arbeiten deutsche und russische Anti-Atomkraft-Initiativen
eng im Widerstand gegen die Urantransporte zusammen. Und auch in
den Niederlanden hätte es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag
Protestaktionen gegeben, wenn die Polizei im Kreis Steinfurt den
Transport nicht schon gleich nach der Abfahrt gestoppt hätte.
Insgesamt fordern der AKU Gronau, das Aktionsbündnis
Münsterland gegen Atomanlagen, der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) e. V. und andere Initiativen und Verbände
die sofortige Stilllegung der Gronauer Urananreicherungsanlage.
Nur der Produktionsstopp in der UAA kann dazu beitragen, dass die
Uranmüllberge nicht weiter wachsen.
Weitere Informationen zu den Themen Urananreicherung
und Urantransporte unter Tel. 0228-214032 (BBU) und im Internet
unter
http://www.bbu-online.de/Presse.htm oder unter www.aku-gronau.de.
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