BBU erinnert an sowjetische Atomkatastrophe
vor 50 Jahren und fordert sofortigen Ausstieg aus der Atomenergienutzung
Evakuierungsversuche im Katastrophenfall so erfolgreich
wie das Löschen eines Waldbrandes mit einer Wasserpistole
(Bonn, 28.09.07) Anläßlich
des 50. Jahrestages einer der bisher größten Atomkraft-Katastrophen
hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
e. V. seine Forderung nach der sofortigen und weltweiten Stilllegung
aller Atomanlagen bekräftigt.
Am 29. September 1957 explodierte in der sowjetischen
Region Tscheljabinsk ein Tank mit hochradioaktivem Abfall durch
Versagen der Kühlanlage. Dabei wurden 20 Millionen Curie freigesetzt
- die doppelte Menge der bei der Tschernobyl-Katastrophe freigesetzten
Strahlung. Davon verseuchten 18 Millionen Curie den Erdboden in
der Umgebung und weitere 2 Millionen Curie wurden durch eine radioaktive
Wolke auf eine Fläche von über 15.000 Quadratkilometern
verteilt. Mehr als 10.000 Menschen wurden evakuiert.
Mayak, auch bekannt als Tscheljabinsk 65, war viele Jahre die Hauptproduktionsstätte
für atomwaffenfähiges Plutonium der Sowjetunion. 1945
wurde mit dem Bau des "Mayak Chemical Combine" begonnen
und 1948 ging der erste Reaktor in Betrieb. Weitere Reaktoren, eine
Atommüll-Wiederaufarbeitungsanlage und zahlreiche Lagertanks
für radioaktive Abfälle folgten. In den letzten 50 Jahren
wurde in der Anlage fast das gesamte Plutonium für die Atomwaffenproduktion
hergestellt. In dem Kombinat ereigneten sich häufiger schwere
Unfälle, die zunächst geheim gehalten wurden. Erst 1989
wurden sie von der sowjetischen Regierung öffentlich zugegeben.
Die Bewohner/innen, deren Wohnort 1957 bis zu 25
km Entfernung von der Unfallstelle lag, wurden innerhalb von 14
Tagen, beginnend am zweiten Tag nach der Explosion, evakuiert. Die
betroffenen Orte wurden nach der Evakuierung sofort zerstört.
Eine Rücksiedelung, wie sie in Tschernobyl erfolgte, war damit
ausgeschlossen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wurden 24
weiter entfernte Orte umgesiedelt. Insgesamt waren rund 1.000 Quadratkilometer
offiziell als belastete Gebiete anerkannt, der langfristige Aufenthalt
sowie jeglicher Verzehr von Nahrungsmitteln aus dieser Gegend verboten.
Udo Buchholz vom BBU-Vorstand: „In den dichtbesiedelten Regionen
rund um die deutschen Atomanlagen wären Evakuierungsversuche
im Katastrophenfall so erfolgreich wie das Löschen eines Waldbrandes
mit einer Wasserpistole“.
Nach Auffassung des Bundesverbandes Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) e. V. können sich vergleichbare Katastrophen
wie die vor 50 Jahren täglich wiederholen, in Russland, in
Deutschland und anderswo. Der BBU fördert deshalb auch den
grenzüberschreitenden Widerstand gegen Atomanlagen und gegen
Atomtransporte. Neue Kontakte konnten der BBU-Vorstand und auch
BBU-Mitgliedsinitiativen bei der Internationalen Urankonferenz am
22. September in Dortmund knüpfen. Für 2008 wird in verschiedenen
Ländern ein europäischer Aktionstag gegen die Uranindustrie
vorbereitet (Informationen: http://www.aku-gronau.de/images/20070922urankonf/20070922-erklaerung1.html)
Hintergrundinformationen über die Mayak/Tscheljabinsk-Unfälle
gibt es u. a. auf der Internetseite der Universität Oldenburg
unter
http://www.physik.uni-oldenburg.de/epol/public_html/risiko/mayak.html.
Weitere Informationen über die Arbeit des BBU gibt es unter
http://www.bbu-online.de
oder telefonisch in der Bonner BBU-Geschäftsstelle unter 0228-214032.
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