Zur anhaltenden Debatte über die angebliche
Notwendigkeit, mittels Atomenergie die Kohlendioxidemissionen aus
der Energienutzung und die Ölabhängigkeit reduzieren zu
müssen erklärt Wolfgang Kühr, Vorstandsmitglied des
BBU:
Atomenergie ist kein nachhaltiger
Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen und des Treibhauseffektes
und der Ölabhängigkeit in der EU!
(Bonn, 10.01.07) Berichte über Öllieferstopp
aus Russland und die zunehmende Erwärmung der Erdatmosphäre
durch CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe sind
auf der Tagesordnung. Atomwirtschaft, Bundesregierung und jetzt
auch die EU-Kommission versuchen Atomenergie als Lösung des
Problems darzustellen.
Doch nur bei einfacher Übertragung des Energiesystems
der Bundesrepublik und von der Verbrauchsseite her gesehen, scheint
die Atomenergie einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Problematik
leisten zu können. Es darf jedoch nicht aus der Tatsache, dass
Atomkraftwerke kaum CO2 emittieren, geschlossen werden, dass ein
auf der Atomenergie basierendes Energiesystem weniger CO2 emittiert,
als ein Energiesystem ohne Atomenergie. Unterstellt wird dabei einfach,
dass ein Energiesystem ohne Atomenergie einen genau so hohen Energieverbrauch
haben müsse, wie jetzt, mit Atomenergie. Bei effizienterer
Bereitstellung der nachgefragten Energiedienstleistung, also warme
Wohnung, Transport von einem Ort zum anderen, Herstellung von Gütern
usw. wäre nicht nur der Bedarf an Primärenergieträgern
geringer, die Atomenergie würde auch gar nicht benötigt.
Maßnahmen zur Effizienzsteigerungen sind die mit Abstand günstigste
Option zur Reduzierung von CO2-Emissionen, gefolgt von der
Kraft-Wärme-Kopplung, der Brennstoffsubstitution und dem Bau
kleiner Windkraft- und Wasserkraftwerke.
Auch als Ölersatz ist die Atomenergie unbrauchbar.
Um nur 10 Prozent der weltweit verbrauchten Energie durch Atomstrom
zu ersetzen, müssten bis 2050 mehr als 1000 neue Atomkraftwerke
gebaut werden. Damit wären die auf zwischen 60 und 200
Jahre bei gleich bleibendem Verbrauch geschätzten Laufzeiten
der Uranvorräte natürlich erheblich schneller erschöpft.
Und Uran kommt bekanntlich für deutsche Reaktoren, genau
wie Öl und Gas, aus dem Ausland.
Alle in den letzten Jahren durchgeführten
Berechnungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Erhöhung der Nutzungseffizienz
und der forcierte Ausbau der erneuerbaren Energien den wirksamsten
Maßnahmen zur CO2-Reduzierung darstellen. Selbst wenn
man die Risiken und Prolieferationsgefahr außer Acht ließe,
ist die Atomenergie keine brauchbare Strategie zur Reduzierung der
CO2-Emissionen und zur Verringerung der Ölabhängigkeit.
Denn nur in Vergleichen, in denen ein hoher Energieverbrauch
unterstellt wird und die sich auf die Angebotsseite beschränken,
jedoch ein Energiesystem nicht im Zusammenhang sehen, kann
die Atomenergie scheinbar einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen
darstellen. Im Übrigen ist festzustellen, dass sich die Effizienz
des Energiesystems in der BRD in den letzten 40 Jahren kaum
verbessert hat. Hier gibt es noch gewaltige Möglichkeiten der
Steigerung.
Wer auf Atomenergie setzt, erhält im schlimmsten
Fall beides: Klima- und Atomkatastrophe! CO2-Emissionen durch ständig
steigenden Energieverbrauch und die damit verbundene Umwelt- und
Klimabedrohung sind jedoch kein Schicksal, sondern durch wirtschaftliche
und politische Entscheidungen beeinflussbar.
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