Gemeinsame Pressemitteilung von VSR-Gewässerschutz
e.V. und BBU zum internationalen Wassertag am 22. März
Strahlendes Wasser - Ergebnis falscher
Umwelt- und Energiepolitik
Anläßlich des internationalen
Wassertages am 22. März warnen der "VSR-Gewässerschutz"
und der "Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz" vor
der radioaktiven Verseuchung der Flüsse und des Trinkwassers:
Der Ausbau der Abwasserreinigung
bei der Industrie und den Kommunen hat dazu geführt, dass das
Wasser in unseren Flüssen sauberer geworden ist. Doch für
manche Stoffe ist die eingesetzte Technik unbrauchbar und sie belasten
die Flüsse immer stärker. So nimmt die Belastung unserer
Umwelt mit dem radioaktiven Tritium immer mehr zu. Nicht atomare
Störfälle, Atombombentests oder Tschernobyl sind heute
die Ursache, sondern der stete weitere Betrieb der mit Druckwasserreaktoren
ausgerüsteten Atomkraftwerke. Schon im Normalbetrieb ist das
Abwasser der Kraftwerke mit großen Mengen Tritium belastet.
Als vor wenigen Jahren EdF beantragte, die Tritiumeinleitung des
französischen Kernkraftwerkparks Cattenom in die Mosel zu erhöhen,
kam es in Deutschland zu massiven Widerständen. Die deutsche
Strahlenschutzkommission (SSK) konnte in ihrer Stellungnahme vom
Oktober 2003 den massiven Widerständen in der Öffentlichkeit
gegen die Erhöhung der radioaktiven Einleitung nicht folgen:
"Die in Cattenom gemessenen Tritiumableitungen von 16 bis 22 TBq
pro Block und Jahr liegen in der gleichen Größenordnung
der Ableitungen deutscher Druckwasserreaktoren gleicher Leistung."
(1 TBq entspricht 1000 Milliarden Bequerel) In diesem Maße
belasten auch die deutschen Atomkraftwerke Elbe, Weser, Ems, Rhein
und Donau mit Tritium. Durch die Umstellung auf die Verwendung von
höher angereicherten Brennstäben wurde ein neuer Grenzwert
für die Einleitung beantragt. Die französische Regierung
legte den Grenzwert für die Tritiumeinleitung nun mit 48 TBq
pro Jahr pro Reaktorblock fest. Gerau der gleiche Wert wurde auch
schon früher dem deutschen Atomkraftwerk ISAR 2, das auch höher
angereicherte Brennstäbe einsetzt, zugebilligt.
Gerade aus der Verwendung dieser neuartigen Brennstäbe bei
den Druckwasserreaktoren kommt es zu einer stark erhöhten Tritiumbelastung
der Umwelt. So erreichten zwar einige deutsche Atomkraftwerke Spitzenleitungen
in der Stromerzeugung, aber auch in der Tritiumabgabe. Im vergangenen
Jahr gehörten die AKWs Brokdorf, Isar 2, Neckar-2, Grohnde,
Emsland und Philippsburg-2 aus Sicht der Atomindustrie zu den zehn
leistungsstärksten der weltweit 440 Kernkraftwerken. Doch leider
bedingen so hohe Leistungen auch sehr hohe Tritiumableitungen im
Abwasser. "Diese weitere unverantwortliche Einleitung des radioaktiven
Tritiums in unsere Umwelt muß unterbleiben. Es ist nicht hinnehmbar,
dass unser Wasser als Müllkippe der Atomindustrie mißbraucht
wird", so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende vom VSR-Gewässerschutz.
Tritium stellt eine große Gefahr für die Trinkwasserversorgung
dar. Da Tritium eine Halbwertzeit von etwa 12 Jahren besitzt, kommt
es zu Belastungen der Bevölkerung, wenn Oberflächenwasser
oder Uferfiltrat gewonnen wird. Heute sind schon Grundwasservorräte
im Raum Karlsruhe durch die ehemaligen Forschungsreaktoren der Kernforschungsanlage
Karlsruhe so stark mit Tritium belastet, dass es für die Trinkwassergewinnung
der nächsten Jahrzehnte nicht mehr verwendet werden kann. Da
Tritium die gleichen chemischen Eigenschaften wie Wasserstoff, einem
Bauteil des Wassermoleküls besitzt, kann es bei der Wasseraufbereitung
nicht zurückgehalten werden und macht es dadurch extrem gefährlich.
Das durch das Trinkwasser aufgenommene Tritium, kann im Körper
organisch gebunden werden und bei seinem radioaktiven Zerfall noch
nach Jahren den menschlichen Körper schädigen und Krebs
hervorrufen. Aber auch der Verzehr von Fisch, der durch Abwässer
aus den Atomkraftwerken belastet wurde, kann die Tritiumbelastung
des Menschen stark erhöhen. "Neben der ungelösten Entsorgung,
der dauerhaften Niedrigstrahlung und der hochgefährlichen Atomtransporte
ist auch die Gefährdung des Trinkwassers ein Grund dafür,
die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen zu fordern", so Udo
Buchholz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes
Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).
Für Rückfragen:
Dipl.-Phys. Harald Gülzow,
(Sprecher der Arbeitsgruppe "Tritium in den Gewässern" beim
VSR-Gewässerschutz
Tel. 02831 980281
Handy 0170 3856076
Udo Buchholz,
(Geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim BBU)
Tel. 02562-23125
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