Protest gegen Jahrestagung Kerntechnik in Aachen / Wohin mit Atommüll
und Abrißreaktorschrott ?
(Bonn / Aachen, 16.5.06): Die Jahrestagung Kerntechnik, die am
heutigen Dienstag (16.5.) in Aachen begonnen hat, stößt
auf massive Kritik und Ablehnung aus den Reihen der Anti-Atomkraft-Bewegung.
Die Forderung der Atomindustrie nach längeren AKW-Laufzeiten
oder gar AKW-Neubauten lehnt der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) e. V. radikal ab. "Wir brauchen sanfte Energien,
keine hochgefährliche Steinzeittechnik! Es ist kein Zufall,
daß die Jahrestagung Kerntechnik in Aachen, also ebenso wie
vor zwei Jahren in NRW, stattfindet. Die Atomindustrie fühlt
sich in Nordrhein-Westfalen nach wie vor ganz wohl und wird gehegt
und gepflegt," so Udo Buchholz, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes
Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V.
Buchholz begründet seine Auffassung u. a. mit Verweis auf
die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage (UAA), die im westfälischen
Gronau steht und sogar derzeit noch ausgebaut wird. Buchholz: "Die
UAA, in der Uran für den späteren Einsatz in Atomkraftwerken
in aller Welt vorbereitet wird, hat von allen NRW-Landesregierungen
seit den frühen 80er Jahren anstandslos alle Bau- und Betriebsgenehmigungen
erhalten. Während dem Iran wegen dessen Urananreicherungsanlage
die Bombardierung droht, wird die deutsche Urananreicherungsanlage
als Wirtschaftswunder angepriesen. Und auch anderenorts wird in
NRW die Pro-Atomkraft-Fahne seitens Industrie und Politik hochgehalten:
Hochgefährliche Urantransporte rollen z. B. quer durch NRW
auf dem Weg von und nach Gronau, weitere Atommülltransporte
in das Castor-Lager Ahaus drohen und aus NRW heraus wird zu Exportzwecken
in Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich die Hochtemperatur-Reaktorlinie
weiter entwickelt, die in Hamm-Uentrop gescheitert ist.
Das fadenscheinige Argument der Atomindustrie, dass der Ausbau
der Atomkraft dem Klimaschutz dienen soll, hält der BBU für
absurd. Um nur 10 Prozent der weltweit verbrauchten Energie durch
Atomstrom zu ersetzen, müßten kurzfristig hunderte neue
Atomkraftwerke gebaut werden. Damit wären die knappen Uranvorräte
natürlich noch erheblich schneller erschöpft. Zu bedenken
ist weiterhin, dass der Bau zahlloser Atomkraftwerke und die für
deren Betrieb erforderliche Uransuche und Uranvorbereitung erhebliche
Energiemengen benötigen.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.
V. fordert vor dem Hintergrund der Jahrestagung Kerntechnik die
sofortige Stilllegung aller Atomanlagen in NRW und anderswo und
das Verbot aller Atomtransporte. Gleichzeitig tritt der BBU gegen
weitere Reaktorforschung ein. Letztlich führt der BBU erneut
gegen die Atomkraftnutzung ins Feld, dass das Atommüllproblem
noch nicht einmal ansatzweise gelöst ist und dass es fließende
Übergänge zwischen der sog. zivilen und der militärischen
Atomkraftnutzung gibt. Völlig unklar ist, ob und wo der Atommüll
möglichst sicher gelagert werden kann und wo beispielsweise
die enormen Schrottberge bleiben sollen, die beim Abriß alter
Atomkraftwerke, wie z. B. vom stillgelegten AKW Stade, anfallen.
Deutlich wird: Es gibt keine Lösung für das Atommüllproblem,
weiterer Atommüll darf nicht anfallen!
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