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Feinstaubbelastung in Innenräumen -
Interessengemeinschaft der Tonergeschädigten im BBU warnt: Toner von Laserdruckern und Kopiergeräten können schwer krank machen

Die Gesundheitsrisiken durch Feinstäube sind durch die Überschreitung des EU-Außenluftgrenzwertes schlagartig ins öffentliche Interesse gerückt. Die aktuelle Diskussion um die Feinstaubbelastung ist vor dem Hintergrund stark zunehmender Allergien und von über vier Millionen chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung, wie Asthma, in Deutschland mehr als berechtigt. Die Risiken betreffen jedoch nicht nur die Außenluft, sondern in noch stärkerem Maße die Innenraumluft, von der nach Studien der US-Umweltbehörde die größten Umweltrisiken für die Gesundheit der Bevölkerung ausgehen. Besonders Laserdrucker und Kopierer, auf denen in Deutschland monatlich über 235 Milliarden Seiten mit Toner ausgedruckt werden (Stand 2003), können zum Gesundheitsrisiko werden. Sie geben Feinstäube und Schadstoffe zumeist ungefiltert in die Raumluft ab. Bei 100 Messungen in Büroräumen durch einen Filterhersteller wurde festgestellt, dass der EU-Außenluftrichtwert in mehr als der Hälfte der Fälle überschritten und in 15% mit bis zu 300µg erheblich überschritten wurde und das als ständige Belastung. Die krebserregende Wirkung von Feinstäuben, darunter auch Toner, wurde in einer Tierversuchsstudie nachgewiesen und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin öffentlich bestätigt. Eine Nachuntersuchung mit einem modernen Toner hat die entzündliche Wirkung auf die Atemwege bestätigt. Feinstäube wirken toxisch auf die Lunge. Verschiedene Untersuchungen und Analysen haben zudem ergeben, dass Toner sehr häufig mit allergiesierenden, toxischen und krebserregenden Schwermetallen und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) belastet sind. Insbesondere sind dies Nickel, Kobalt, Styrol, Phenol und sogar Benzol, das Leukämie verursachen kann. Auch Organozinn-Verbindungen darunter sogar das ultragiftige TBT, das schon im Nanogrammbereich auf das Immun- und Hormonsystem des Menschen wirkt, wurden wiederholt nachgewiesen. Die Schadstoffe sind zumeist Verunreinigungen. Feinstäube und Schadstoffe werden im normalen Druckprozess freigesetzt, belasten so die Innenraumluft und wirken v.a. inhalativ und meist über lange Zeit direkt auf die Haut und die Schleimhäute der Nutzer, bis tief in die Lungen.

Schon 1995 hatte die US-Umweltbehörde in Kammerversuchen festgestellt, dass die Probanden mit Kopfschmerzen und Reizungen der Atemwege und Augen reagierten. Wissenschaftliche Kasuistiken aus Spanien, Österreich und Polen bestätigen die schädigenden Wirkungen der Toner. Die ITG hat bereits weit über 750 konkrete Verdachtsfälle von Gesundheitsschädigungen durch Toner erfasst und ausgewertet. An einer einzigen kommunalen Dienststelle sind 15 Mitarbeiter betroffen. Aufgrund eindeutiger Indikatoren und Millionen Tonerexponierter ist ein enormes Dunkelfeld sicher zu erwarten. Hinter den Zahlen stehen viele schwere Schicksale von Menschen, die Ihre Gesundheit verloren haben und unverschuldet zum Sozialfall wurden. Mit der fortschreitenden Verbreitung tonerhaltiger Druckgeräte in nahezu allen Lebensbereichen, sogar in Arztpraxen und Krankenhäusern, nehmen die Gesundheitsgefahren weiter zu. Die Risiken betreffen überwiegend den normalen Druckprozess, v.a. von Bürobeschäftigten.

Im besonderen Maße ist jedoch Wartungspersonal gefährdet. Laserdrucker werden immer billiger und kommen immer mehr auch in Privathaushalten zum Einsatz. Sie gefährden damit auch Kinder. Die Untersuchungen von Betroffenen haben ergeben, dass bereits kleinste Spuren Toner zu pseudoallergischen Überempfindlichkeitsreaktionen führen können, mit Entzündungen der Schleimhäute und/ oder der Haut. Zumeist beginnt es mit banalem Dauerschnupfen und Reizhusten. Oft entwickelt sich schweres Asthma mit weitreichenden Folgen. Mit Hilfe spezieller fachärztlicher Untersuchungen konnte in jedem zehnten Fall der Nachweis der Kausalität geführt werden. Bis heute ist noch unklar, was genau am Toner schädigend wirkt. Die Verdachtslage ist auffallend herstellerspezifisch. Von enormen betriebs- und volkswirtschaftlichen Schäden ist auszugehen. Aufgrund medizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse ist sogar zu befürchten, dass Toner bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen können.

Hersteller, Industrieverband und Berufsgenossenschaften (BG) leugnen seit Jahren die Risiken durch Toner. Die BGs haben unter Verstoß gegen die gesetzliche Meldepflicht des § 16e Chemiekaliengesetz ärztliche Berufskrankheitenanzeigen nicht an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergeleitet! So wurde über Jahre auch die staatliche Gefahrenerkennung ausgeschaltet. Aber auch die Untätigkeit von Bundesministerien und Bundesbehörden, die den (toner-) schwarzen Peter seit fünf Jahren hin- und herschieben, haben mögliche Schutzmaßnahmen verhindert. Umwelt- und Verbraucherministerium streiten noch immer um die Zuständigkeit. Das BfR hat nach Einschaltung des Bundestagsabgeordneten Dr. Wodarg zwar endlich das Risikobewertungsverfahren eingeleitet, substantielle Fortschritte sind jedoch nicht erkennbar. Die Herstellerseite soll sich angeblich einer amtlichen Anhörung verweigert haben.

Es bestehen keinerlei Zweifel, dass die Gesundheitsrisiken durch Toner vermeidbar sind. So beschafft das Bundesfinanzministerium für die Zollverwaltung grundsätzlich nur noch Tintenstrahldrucker. Diese sind eine schnelle, kostengünstige und v.a. sichere Alternative. Einige kleinere Tonerhersteller bieten kontrolliert schadstoffminimierte Toner an, es gibt Feinstaubsauger zur Reinigung der Geräte und erstmals wird ein Nassfilter angeboten, der einfach auf die Lüftungsschlitze der Geräte gesetzt wird. So könnten Laserdrucker und Kopierer sogar einen Beitrag zur Luftreinigung leisten. Als Plattform für Lösungen hat der BBU e.V. das Projekt sicher drucken initiiert. Jetzt sind Politik, Behörden und Hersteller gefordert. Die Dieselrußdebatte zeigt, dass intelligentere, humanverträgliche Produkte auf Dauer die besten Marktchancen haben. Ein umfassendes Feinstaubmanagement ist dringend erforderlich.

Die ITG fordert eine Untersuchung der Wirkungen von Toner auf Menschen, die schnellstmöglich wissenschaftlich belegte Fakten schafft. Zudem sind Sofortmaßnahmen, insbesondere zum Schutz von Kindern, Schwangeren und kranken Menschen dringend erforderlich.