Gemeinsame
Pressemitteilung von BUND, BBU, DNR, Germanwatch, Greenpeace, GRÜNE
LIGA, NABU, ROBIN WOOD und urgewald
Karlspreis
für Atom-Lobbyisten – Umweltverbände kritisieren Auszeichnung
von Valery Giscard d’Estaing
Umweltverbände
kritisieren anlässlich der Verleihung des Internationalen Karlspreises
der Stadt Aachen an Valery Giscard d’Estaing dessen Interessenpolitik
im europäischen Konvent. Der Präsident des Konvents vertrete
einseitig die Interessen der Atom-Lobby und wolle die Förderung
der Atomkraft gegen die Mehrheit der Bürger in der neuen EU-Verfassung
verankern.
"Mit seinen
Atom-Plänen stellt sich Giscard d’Estaing gegen den Willen
der Mehrheit der EU-Bürger und zementiert eine rückwärtsgewandte
Technologie in einem undemokratischen Vertrag. Dies alles in einer
Verfassung, die zukunftsweisend für alle EU-Bürger gelten
soll" so Britta Steffenhagen, Energieexpertin des Deutschen
Naturschutzringes (DNR).
Die Mehrheit der
derzeitigen EU-Mitgliedstaaten wollen aus der risikoreichen Atomenergie
aussteigen oder kommen bereits ohne sie aus. Auch Deutschland und
das westlich an die Aachener Stadtgrenze anschließende Belgien
haben Ausstiegsbeschlüsse gefasst. Nur Frankreich, Finnland,
Spanien und England halten die Atomenergie noch für förderungswürdig.
Der Vorschlag von Giscard d’Estaing sieht vor, den europäischen
Vertrag zur Förderung der Atomkraft (EURATOM) in die neue EU-Verfassung
unverändert aufzunehmen. EURATOM wurde vor 45 Jahren als einer
der Gründungsverträge der späteren EU verabschiedet
und ist seit dem nicht überarbeitet worden. Er unterliegt weder
parlamentarischer Kontrolle noch den europäischen Binnenmarktregeln.
"Giscard d’Estaing
hält an seinen Atom-Plänen fest, obwohl sich bereits verschiedene
Konventsmitglieder dagegen ausgesprochen haben. Auch in anderen
Fragen des Verfassungsprozesses hat er versucht, demokratische Meinungsbildung
zu unterbinden. Die Geschäftsordnung wollte er alleine festlegen,
Arbeitsgruppen hielt er für überflüssig. Im Konvent
wird er deshalb auch "Sonnenkönig" genannt",
so Jan Kowalzik, EU-Experte des BUND.
Die Umweltverbände
fordern, dass die ökonomische Privilegierung der Atomenergie
abgeschafft wird und der EURATOM-Vertrag spätestens im Jahre
2007 ausläuft.
Europa solle sich
in seiner Verfassung für eine zukunftsfähige Energiepolitik
mit rationeller Energienutzung und erneuerbaren Energien entscheiden.
Die Umweltverbände
riefen bereits vor drei Wochen dazu auf, mit E-Mails an die deutschen
Mitglieder des Verfassungskonvents gegen die Förderung der
Atomkraft zu protestieren, bisher haben sich rund 2000 Menschen
an der Aktion beteiligt. In Aachen wollen sie Giscard d’Estaing
als Zeichen ihres Protests ein goldenes Mini-AKW übergeben.
Getragen wird die
Protest-Aktion vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND), Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU),
Deutscher Naturschutzring (DNR), Germanwatch, Greenpeace, GRÜNE
LIGA, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Robin Wood, urgewald.
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