17 Jahre nach Tschernobyl: BBU fordert weiterhin
den Sofortausstieg
Anläßlich des 17. Jahrestages der Atomkatastrophe in
Tschernobyl (26.04.86 ) hat der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) e.V. seine Forderung nach der sofortigen Stillegung
aller Atomanlagen bekräftigt. In einer Presseverlautbarung
betonte der Umweltverband, daß der Atomausstieg in Deutschland
nicht erst nach einem zweiten Tschernobyl in Biblis oder Brokdorf
erfolgen darf. Gleichzeitig bekräftigte der BBU, daß
der Atomausstieg unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und
technischer Aspekte unverzüglich durchgeführt werden kann.
Dazu ruft Eduard Bernhard, Energiepolitischer Sprecher des BBU,
zum massiven Ausbau der alternativen Energien, wie Wind, Solar und
Kraft-Wärme-Kopplung auf, die finanziell durch das EEG-Gesetz
besonders gefördert werden und nachweisbar die Schaffung vieler
neuer zusätzlicher Arbeitsplätze bedingt. Die Basis von
SPD und Bündnis 90/Die Grünen forderte der Verband auf,
entschlossen gegen den im Atomkonsens festgeschriebenen Weiterbetrieb
von Atomkraftwerken zu opponieren und demonstrativ gemeinsam mit
den Anti-Atomkraft-Initiativen wieder auf die Straße und vor
die Atomanlagen zu gehen. Weiterhin ruft der BBU dazu auf, nach
wie vor Hilfsprojekte für Tschernobylopfer zu unterstützen
und im privaten Bereich einen Stromanbieter zu wählen, der
atomstromfreien Strom anbieten, z. B. das Schönauer Unternehmen
EWS, mit dem der BBU e.V. vor einem Jahr am Tschernobyl-Jahrestag
eine Kooperation vereinbart hat.
Der BBU ist der Auffassung, daß der Widerstand gegen den
Weiterbetrieb von Atomanlagen im In- und Ausland auch zukünftig
zwangsläufig ein wichtiges Arbeitsfeld für die Bürgerinitiative
im Umweltbereich bleiben wird. Die Notwendigkeit ergibt sich aus
den radioaktiven Dauerbelastungen, die von allen Atomanlagen bereits
im sogenannten "Normalbetrieb" ausgehen. Der Ausbau der Gronauer
Urananreicherungsanlage (UAA) und die Inbetriebnahme des Reaktors
in Garching (FRM II) müssen verhindert werden. Darüber
hinaus muß verstärkt in das öffentliche Bewußtsein
gerückt werden, daß noch immer in Kernforschungszentren,
wie z.B. in Jülich, Atomanlagen betrieben werden und in Lingen
eine atomare Brennelementfabrik betrieben wird. Zudem betont der
BBU, daß die Entsorgung des Atommülls noch immer nicht
geklärt ist. Dies wird derzeit auch im Genehmigungsverfahren
zum beantragten Abriß des AKW Mülheim-Kärlich deutlich,
bei dessen Abriß ein enormes radioaktives Müllvolumen
anfallen wird.
Mit Nachdruck fordert der BBU ein Transportverbot für alle
Atomtransporte. Hierzu zählen auch die zahlreichen Urantransporte
von der UAA Gronau nach Rußland. Der BBU weist darauf hin,
daß der vermeintliche Atom-Konsens die Urantransporte und
die Uranverarbeitung ausgeklammert hat. So kann in Gronau weiterhin
Uran an- und abgereichert werden, das dann in anderen Atomanlagen
in aller Welt, so auch in Rußland, zum Einsatz kommt. Es ist
unverantwortlich, betont der BBU, daß in ein Land wie Rußland,
in dem sich eine riesige Atomkatastrophe ereignet hat, hochbrisantes
Atommaterial transportiert wird.
Der BBU wird Anfang Mai bei der bundesweiten Konferenz der Anti-Atomkraft-Bewegung
in Münster vertreten sein. Der Verband wird zudem auch weiterhin
außerhalb der Bundesrepublik Aktionen gegen die Atomenergienutzung
unterstützen, zum Beispiel zur Verhinderung des Uranabbaus
und zur Verhinderung des Ausbaus der niederländischen Urananreicherungsanlage
in Almelo.
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