Presseerklärung des BBU/BN Kreisgruppe Aschaffenburg
zur RWE-Hauptversammlung in Essen, 15.05.03
Mangelnde Aufklärung bei Asbestose-Todesfällen, Jahrzehnte
lange Missstände im Atomkraftwerk Biblis und weiterhin Ungewissheit
über 1600 Kilogramm Plutonium im Hanauer "Atomdorf":
Bei der jüngsten Hauptversammlung der RWE AG in Essen am 15.
Mai 03 gelang es Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied des BBU Bonn
und des BN, Kreisgruppe Aschaffenburg, als Einzelaktionär einige
kritische Punkte der RWE-Politik anzusprechen und auf Lösungen
im Sinne des Umweltschutzes zu drängen.
Den vom BBU und BN geforderten Ausstieg aus der Atomenergie und
der verstärke Einstieg in alternative Energien lehnte der Vorstand
von RWE rundum ab - und wiesen den Antrag Bernhards in Essen mit
dem Hinweis auf den Atomkonsens, der Laufzeiten bis 2020 vorsieht,
schlicht ab. Der Verweis des Vorstands, man betreibe mit RWE-Schott
Solar in Alzenau eine Firma zur Förderung alternativer Energiequellen,
spiegelte sich im Auftritt des Konzerns in der Gruga-Halle jedenfalls
nicht wieder: Nicht einmal ein winziger Messestand über das
Alzenauer Unternehmen war dort zu finden, was Bernhard zu der Bitte
veranlasste: "Lassen Sie RWE-Schott Solar nicht zum Stiefmütterchen
verkommen!"
In Sachen "Astbestose-Todesfälle" verweigerte die
Konzernleitung zunächst eine konkrete Antwort auf eine entsprechende
Frage Bernhards und verwies auf die Berufsgenossenschaft, die solche
Auskünfte zu geben habe. Erst nach dem Hinweis Bernhards, RWE
selbst sei doch Mitglied der BG, erhielt er die Auskunft, dass für
2002 zehn Asbestose-Todesfälle nachgewiesen seien.
Nicht nur bei den tragischen Asbestose-Fällen, sondern auch
beim AKW Biblis kritisierte Bernhard in der Hauptversammlung eine
unzureichende Informations- und Aufklärungspolitik. So sei
bekannt geworden, dass die dortige Notkühlung seit Jahrzehnten
unsicher sei. Der Vorstand antwortete hierzu, es handele sich nicht
um einen "Skandalfall", auch habe "kein Sicherheitsrisiko"
bestanden. Da dies allerdings das Ergebnis einer vom Vorstand selbst
veranlassten Nachprüfung - durch eigene Mitarbeiter sowie der
Framatome -ANP - hier ist der AKW-Erbauer Siemens vertreten - ist,
lässt sich diese Aussage sehr wohl anzweifeln: Welcher Mitarbeiter
sowie der AKW-Erbauer wird der Kraftwerksleitung Jahrzehnte lange
Missstände ankreiden wollen? Bernhard merkte dazu an, dass
Bundesumweltminister Trittin eine zusätzliche spezielle Untersuchung
angeordnet habe, eine Brisanz also sehr wohl gegeben sei.
Informationen vom Vorstand gab es auch zum Rückbau des seit
Jahren stillgelegten AKW Mülheim-Kärlich (1200 MW), dem
einzigen AKW in Deutschland vom Bautyp "Harrisburg". Der
Vorstand gab an, dass der Rückbau, falls er bis Ende 2003 genehmigt
sei, rund zehn Jahre dauere und 500 Millionen Euro koste.
Ein unbefriedigendes Ergebnis musste die Konzern-Tochter RWE-Umwelt/Abfallentsorgung/Müllverbrennungsanlagen
vermelden. Man hoffe jetzt "auf ein verstärktes Müllaufkommen"
und dadurch eine bessere Auslastung der Müllverbrennungsanlagen,
hieß es vom Vorstand. Grund für diese Hoffnung ist das
Inkrafttreten der TA Siedlungsabfall ab 2005, die die Deponierung
unbehandelten Restmülls verbietet.
Bernhard ging in seinen Fragen auch auf mehrere RWE-Standorte im
Rhein-Main-Gebiet ein. Zum Schicksal der rund 200 Brüter-Brennelemente
im Hanauer Plutonium-Bunker erhielt er die Antwort, bezüglich
der 1600 kg Plutonium liefen "Bemühungen zur anderweitigen
Verwendung". Gegebenenfalls wolle man eine spezielle Plutonium-Extrahierung
durchführen.
Für das stillgelegte Versuchsatomkraftwerk Kahl wurde 2006
als voraussichtliches Abbruchende genannt; bis dahin fielen noch
Kosten von 50 Millionen Euro an. Ein Zwischenlager für den
radioaktiven Abfall von rund 800 Kubikmetern sei nicht geplant.
Bernhard erfuhr auch auf eine entsprechende Nachfrage, dass zwei
VAK-Mitarbeiter ihre maximale radioaktive Lebenszeit-Dosis erreicht
haben und jetzt in anderen Bereichen eingesetzt werden müssen.
Zum seit 1. Februar 2002 stillgelegten Kohlekraftwerk Karlstein-Großwelzheim
sagte der Vorstand, hier liefen Gespräche mit ausländischen
Investoren wegen einer teilweisen oder vollständigen Übernahme.
Keine Zustimmung fand Bernhards Antrag auf volle Zulassung der
Öffentlichkeit - sprich: Fernsehen, Bildberichterstattung und
Führen eines Wortprotokolls auch beim Frageteil der Hauptversammlung.
"Hier wurde wieder eine Chance zu einem verbesserten Informationsklima
verpasst", bedauerte Bernhard.
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