Presseinformation
Schwere Explosion in Chemiefabrik Fa. Peroxid
in München-Pullach am 27./28.10.2002 / BBU e.V. erstattet Strafanzeige
gegen Verantwortliche bei der Staatsanwaltschaft München
An die
Staatsanwaltschaft München
München per Fax 089
/ 55 97 41 31
München / Bonn, den 30.10.2002
Schwere Explosion in Chemiefabrik Fa. Peroxid in München-Pullach
am 27./28.10.2002 (s. Anlage) / Strafanzeige gegen Verantwortliche
Sehr geehrte Damen und Herren,
unter Bezug auf anliegenden Artikel der SZ vom 30.10.2002
"Schwere Explosion in Chemiefabrik" sowie diverse Presseangentur-Meldungen
erstatten wir hiermit Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der
Fa. Peroxid sowie eventuell andere Mitverantwortliche (z.B. Technische
Überwachungs-Behörden usw.)
Begründung:
Es besteht der dringende Verdacht auf evtl. Verstoß
gegen mehrere gesetzliche Bestimmungen des Bundes-Immissions-Schutz-Gesetzes,
der Störfall-Verordnung sowie zur "Wahrung der öffentlichen
Ordnung und Sicherheit".
Dazu folgende Einzelbegründungen / lt. SZ
:
- Erst ein Lokführer bemerkte einen Knall
/ bzw. eine Explosion auf dem Peroxid-Gelände, das sich unmittelbar
neben den Gleisen befindet, und alarmierte die Feuerwehr mit ca.
250 Einsatzkräften, die dann stundenlang gegen ein Inferno
kämpften, wobei insgesamt 20 Explosionen zu hören waren!
Anmerkung: Technische und personelle
Überwachungseinrichtungen haben höchstwahrscheinlich
versagt!
- 20 Mitarbeiter konnten sich gerade noch in Sicherheit
bringen, fünf Gebäude in der Nachbarschaft wurden evakuiert
und 20 Anwohner wurden aufgefordert, sich auch in Sicherheit zu
bringen, weil man befürchtete, dass sich über dem Brandort
eine Giftwolke bildet.
- Behälter mit explosiven Flüssigkeiten
mussten gekühlt werden.
- Äußerung eines Nachbarn, der in der
Nacht sein Haus verlassen musste: "Es knallt hier ab und
zu." - und weiter, daß alle Nachbarn bereits neue Fenster
hätten.
- Vor neun Jahren explodierte ebenfalls eine
Anlage zur Herstellung von organischem Peroxid; ein 27jähriger
Arbeiter und ein 39jähriger Chemiker wurden hierbei getötet,
3 Menschen erlitten schwere Brandverletzungen und vier weitere
wurden leicht verletzt.
Daraufhin erging eine behördliche Anordnung
zur vorübergehenden Stillegung.
Anmerkung: U. E. besteht der Verdacht,
dass entweder nach dem Explosionsunglück in 1995 keine staatsanwaltliche
Untersuchung bzw. keine strafrechtliche Maßnahmen gegen
die Verantwortlichen (evtl. Betrieb, Technische Gutachter, bzw.
Überwachungs-Behörden) erfolgten oder diese ohne Wirkung
blieben, so dass sich das erneute Explosionsunglück überhaupt
erst ereignen konnte.
Wir beantragen hiermit die sofortige Aufnahme Ihrer
staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und baldige Mitteilung des
Aktenzeichens.
Mit bestem Dank im Voraus
BBU e.V.
Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied (06027/8404)
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Christine Ellermann, Geschäftsführerin
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NS: Wir haben die Befürchtung, dass, wenn
jetzt auch nach dem zweiten Peroxid Chemie Unglück nicht konsequente
Maßnahmen ergriffen werden, dies Modellwirkung für andere
Chemiebetriebe mit hohem Gefährdungspotential haben könnte.
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