Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Umweltverbände
Kanzler kungelt mit Klima- und Jobkillern
Berlin, 18. September 2003 - Mit scharfer Kritik
kommentieren die deutschen Umweltverbände das heute stattfindende
Kanzlergespräch zur Energiepolitik. Das Treffen sei eine "Kanzler-Kungelrunde
mit Klima- und Jobkillern". Die Verbände sind der Auffassung,
dass ein Gespräch ausschließlich mit der Atom-, Kohle-
und Industrielobby das falsche energiepolitisches Signal aussende.
Die Vertreter erneuerbarer Energien und Umweltorganisationen gehörten
ebenfalls an den Verhandlungstisch.
Auf die schriftliche Bitte der großen Umwelt-,
Verbraucher- und Wirtschaftsverbände sowie von Gewerkschaften,
den Teilnehmerkreis um Vertreter der Zukunftsenergien auszuweiten,
sei vom Kanzleramt nicht reagiert worden. Die Absicht der Großindustrie
scheine klar: Zum einen solle die Energiewirtschaft von Verpflichtungen
zum Klimaschutz verschont bleiben. Zudem solle erreicht werden,
dass im europäischen Klimaschutzinstrument Emissionshandel
der Klimakiller Kohle eine Schutzklausel erhalte. Zusätzlich
wollten sich die vier großen deutschen Stromversorger den
Atomausstieg nochmals vergolden lassen. Die Lasten dafür müssten
dann kleinere Energieversorger und die Steuerzahler tragen. Außerdem
beabsichtigten die vier Stromversorger, ihre Marktanteile gegen
die nachhaltigen Energieträger Wind, Sonne, Biomasse, Wasserkraft
und Erdwärme abzuschotten. Wenn jetzt die Weichen falsch gestellt
würden, könne sich Deutschland für die nächsten
Jahrzehnte keine ehrgeizigen Klimaschutzziele mehr setzen. Diese
seien nur erreichbar, wenn man sich von der Kohle verabschiede,
die Energieeffizienz verbessere und erneuerbare Energien ausbaue.
Bis 2030 ließe sich so in Deutschlands Stromsektor der Kohlendioxidausstoß
halbieren.
Die Verbände forderten Bundeskanzler Gerhard
Schröder und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement auf, den
Bekenntnissen zu Klimaschutz und erneuerbaren Energien jetzt Taten
folgen zu lassen. Dazu gehöre eine ökologisch integre
nationale Umsetzung des EU-Emissionshandelssystems mit ehrgeizigen
Minderungszielen für das Treibhausgas CO2 und die konsequente
Förderung umweltfreundlicher Stromerzeugung. Die Angriffe von
Clement gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurden zurückgewiesen.
Offensichtlich sei der Minister bestrebt, mit falschen Argumenten
insbesondere contra Windenergie von Subventionen für die naturzerstörende
und klimaschädliche Kohleverstromung abzulenken. Das EEG habe
in Deutschland zu einem international einmaligen Erfolg bei der
technologischen Entwicklung erneuerbarer Energien geführt.
Inzwischen seien über 130 000 Arbeitsplätze in diesem
Bereich geschaffen worden. Eine zukunftsfähige Wirtschafts-
und Beschäftigungspolitik sei nur mit erneuerbaren Energien
möglich.
Absurd sei auch der Vorschlag des IGBCE-Vorsitzenden
Hubertus Schmoldt, neue Atomkraftwerke an der Küste zu bauen.
Das deute darauf hin, dass die Atomenergie wieder salonfähig
gemacht werden solle. Dahinter stehe der Versuch, mit der gefährlichen
Atomkraft den globalen Klimaschutz-Verpflichtungen auszuweichen.
Während der Kanzlerrunde wollen die Verbände
heute Abend am Bundeskanzleramt gemeinsam für mehr Klimaschutz
und den Ausbau erneuerbarer Energien demonstrieren.
BBU
BEE
BUND
DGS
FUBA
Germanwatch
NABU
Robin Wood
WWF
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