O f f e n e r B r i e f
An Herrn
Dr. Edmund Stoiber
Bayerischer Ministerpräsident
Staatskanzlei
München
München / Bonn / Aschaffenburg, 18.08.02
Amerikaner verlangen Reaktor-Umrüstung - Gegen
Atomwaffen-Uran im Münchener Forschungsmeiler (Bezug: Frankfurter
Allgemeine Zeitung (FAZ), Sonntag 18.08.02, Seite 1 + 2)
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Stoiber,
wie aus oben genanntem Artikel hervorgeht, "drängen die Vereinigten
Staaten die Bundesrepublik Deutschland, im Forschungsreaktor München
II (FRM II) bei Garching kein atomwaffentaugliches hochangereichertes
URAN zu verwenden"!
Weiter wird informiert, dass die beiden Bundestagsabgeordneten
Hans-Josef Fell (GRÜNE) und Axel Berg (SPD) vom Washingtoner
Energieministerium einen Brief erhielten, in dem darauf hingewiesen
wird, dass die amerikanische Regierung jede deutsche Entscheidung
begrüßen würde, die zu einer bedeutenden Minderung
im Anreicherungsgrad des zum Einsatz geplanten Kernbrennstoffs in
Garching führen würde.
Bekanntlich haben die USA die Befürchtung, dass atomwaffentaugliches
URAN ( herstellbar aus dem Garchinger Brennstoff = auf 93% angereichertes
URAN 235 ) in falsche Hände geraten könne! Selbst das
unabhängige Nuclear-Control-Institute (NCI) in Washington -
eine der Kernenergie im Grundsatz zugeneigte Organisation - hat
Bundeskanzler Schröder aufgefordert, den FRM II zu stoppen,
weil er ein "extrem verlockendes Ziel für Terroristen sei".
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Stoiber,
auch wir und die uns angeschlossenen ca. 130 Bürgerinitiativen
mit über 120.000 Mitgliedern haben größte Bedenken
gegen die Inbetriebnahme des FRM II - speziell mit Einsatz von atomwaffentauglich
angereicherten URAN - , insbesondere und grundsätzlich nach
dem furchtbaren Terror-Anschlag in den USA vom 11.09.2001.
- Ein Terror-Anschlag auf den FRM II mit furchtbaren Folgen
für die Landeshauptstadt München u. Umgebung wäre
unverantwortlich!
- Ebenso könnte ein Diebstahl oder ein durch Schlamperei
verursachtes Verschwinden von FRM II-Nuklearmaterial verhängnisvolle
Folgen haben!
Dazu erinnern wir an das mehrfache unkontrollierte Verschwinden
- mit späterem Wiederauftauchen - von atomarem Nuklear-Material
aus der Siemens-Brennelemente-Fabrik in Karlstein, Landkreis Aschaffenburg/Bayern
und zwar einmal ca. 1,5 kg, dann ca. 25 kg und später über
100 kg!
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Stoiber,
aus den aufgeführten Gründen bitten wir Sie dringend
- auch im Interesse des Schutzes der Bevölkerung vor Atomgefahren
und um unnötige Belastungen der deutschen Beziehungen zu den
USA zu vermeiden -
- die Aufgabe der Inbetriebnahme des FRM II zu veranlassen,
zumindest aber keinen Einsatz von atomwaffentauglichem
Material als Nuklear-Brennstoff zuzulassen!
Bitte informieren Sie uns schnellstmöglich über Ihre
Entscheidung.
Mit freundlichen Grüßen
BBU e.V. - Bonn
Eduard Bernhard
(Vorstandsmitglied)
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