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Gefährlicher Zug-Unfall bei Bad Münder am Montag, 09.09.02 /
BBU erstattet Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Hannover gegen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG, Berlin wegen des Verdachtes auf mehrfachen Verstoß gegen Gesetzes-Vorschriften

 

An die Staatsanwaltschaft Hannover
Hannover

Bad Münder / Bonn 17.09.02

Per Fax

Gefährlicher Zug-Unfall bei Bad Münder am Montag, 09.09.02 / Strafanzeige wegen des Verdachtes auf mehrfachen Verstoß gegen Gesetzes-Vorschriften

Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren!

Wir erstatten hiermit Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG, Berlin wegen des Verdachts auf:

  • fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Umwelt-Gefährdung
  • und mehrfacher Verstoß gegen gesetzliche Sicherheitsbestimmungen zum Transport von Gefahrgütern und wegen Gefährdung des Schienen-Verkehrs und damit der öffentlichen Ordnung und Sicherheit.

Begründung:

Lt. Medienmeldungen stießen am 09.09.02 bei Bad Münder auf gleichem Bahngleis 2 Güterzüge aufeinander, und ein Kesselwagen / Waggon mit der krebserregenden Chemikalie Epichlorhydrin explodierte, so daß giftige Gas / Stoffe freigesetzt wurden. Lt. Gesundheitsamt des Landkreises Hameln – Pyrmont klagten bisher ca. 370 Personen über Reizung der Atemwege, der Augen und der Haut. Angeblich haben zumindest in den ersten Stunden bzw. Tagen Feuerwehrleute in Unkenntnis der giftigen Ausgasungen ohne Atemschutzmaske gearbeitet, auch sollen Umgebungs-Bewohner nicht rechtzeitig informiert worden sein, so daß am Samstag, den 14.09.02 ca. 270 Feuerwehrleute eine Blutprobe abgaben und weitere Proben seien für Sonntag, 15.09.02 geplant.

Erste Ergebnisse der Blutuntersuchungen auf Leber- und Nierenwerte, so Frankfurter Rundschau v. 16.09.02, würden ab Dienstag, 17.09.02 erwartet.

Anmerkung: Der niedersächsiche Umweltminister, Herr Jüttner, kritisierte in scharfer Weise das mangelnde Katastrophenschutzmanagement u. die Koordinierung der notwendigen Sofortmaßnahmen zwischen dem Landkreis Hameln – Pyrmont und der Deutschen Bahn AG / Eisenbahnbundesamt.

Besonders deshalb, weil sich die Verantwortlichen erst 4 Tage nach dem Unglück zu einer Lagebesprechung zusammengesetzt hätten und über Zuständigkeiten geredet haben.

Konsequenz

Dieser erneute Bahn / Zug-Unfall ist ein erneuter Beweis schwerer bahntechnischer Sicherheits- u. Katastrophenschutzmängel.

Der BBU erinnert in diesem Zusammenhang an zahlreiche Zug-Unglücke mit Gefahrgütern oder sonstige skandalöse Bahn-Unfälle der Vergangenheit, u. a. waren dies

  1. 10. Mai 1996 in Frankfurt / Sachsenhausen
  2. Anfang 1996 in Schönebeck / Magdeburg – Entgleisung bzw. Explosion von 4 Giftgas – Waggons -
  3. Anfang Februar 1997 in Apach – Entgleisung einer Lok und 3 Atommüll – Waggons –
  4. 14. Februar 1997 in Stockstadt – 5 Leerwaggons führerlos auf der Hauptstrecke Darmstadt-Stockstedt-Aschaffenburg nach Gorleben -
  5. 19. Februar 1997 in Frankfurt / Sachsenhausen – Entgleisung von 4 Waggons mit Gefahrgut –
  6. Zugunglück Eschede mit den furchtbaren Folgen von ca. 100 Toten und ca. 100 Verletzten.

Wir haben aufgrund der vergangenen Bahn – Unfälle, wobei die 6 hier exemplarisch stehen, den Eindruck, daß bei der Deutschen Bahn AG endlich umfassende, strafrechtliche Maßnahmen sowie eine umgehende Sofort-Aufnahme / Untersuchung aller vorhandenen technischen u. personellen Sicherheitsrisiken Platz greifen müssen.

Wir hoffen auf schnellstmögliche staatsanwaltschaftliche Ermittlungen u. juristische Maßnahmen sowie baldiger Mitteilung des Aktenzeichens.

Mit freundlichen Grüßen

BBU e. V.

Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied

Christine Ellermann, Geschäftsführerin