Atommüllzwischenlager Lingen schon vor der
Inbetriebnahme defekt: Anti-Atom-Bewegung kritisiert Betriebsgenehmigung
durch die Bundesregierung
Zur gestrigen Genehmigung des Atommüll-Zwischenlagers am
Atomkraftwerk Lingen II erklären Eduard Bernhard, atompolitischer
Sprecher des BBU e.V. und Wolfgang Kühr, Vorstandsmitglied
des BBU e.V. und Mitglied der Bürgerinitiative "Elternverein
Restrisiko Emsland "e.V. :
Während im Wendland die letzten Vorbereitungen für den
größten Atommülltransport aller Zeiten nach Gorleben
getroffen werden, genehmigt das Bundesamt für Strahlenschutz
wie zum Hohn das Atommüll-Zwischenlager am Atomkraftwerk Lingen
II. Dieses Zwischenlager ist der Prototyp für eine Reihe von
weiteren Anlagen gleichen Typs, die zur Zeit an anderen Atomkraftwerken
errichtet werden. Mit der Errichtung dieser Zwischenlager an den
Atomkraftwerksstandorten will die Bundesregierung angeblich die
Atomtransporte zu den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague (Frankreich)
und Sellafield (Großbritanien) bis zum Jahre 2005 überflüssig
machen. Tatsache ist:
Das in der Einflugschneise des NATO-Bombenabwurfplatzes Nordhorn-Range
und in der Nähe des Flugplatzes Klausheide liegende Atommüllzwischenlager
wird die radioaktive Belastung der Bevölkerung und das Gefährdungspotential
im südlichen Emsland erhöhen. Bisher waren das Atomkraftwerk
Lingen II, die ANF-Brennelementefabrik und das stillggelegte Atomkraftwerk
Lingen I die radioaktiven Hauptbelastungsquellen in der Region:
- Das Zwischenlager wird nach der Inbetriebnahme ein zunehmend
hohes Aktivitätsinventar (Gamma- und Neutroenstrahlung) besitzen
und das Gesamtaktivitätsinventar an Standort deutlich erhöhen.
- Die Lagerbehälter bilden die einzige Sicherheitsbarriere,
bei einem Behälterversagen ist das umgebende Gebäude
des Zwischenlagers nicht in der Lage, radioaktive Freisetzungen
zu verhindern.
- Die Langzeitsicherheit der Lagerbehälter ist nicht gewährleistet.
Irgendwann müssen die Atommüllbehälter aus dem
Zwischenlager in ein (nicht vorhandenes) Endlager transportiert
werden. Ob die Behälter nach bis zu 50 Jahren geplanter Lagerzeit
noch transportfähig sind, ist fraglich.
- Bei einem durch äußere Einflüsse verursachten
Unfall (z.B. Flugzeugabsturz) kann die Dichtigkeit der Behälter
nicht garantiert werden. Auch bei Kühlungsproblemen kann
es durch Überhitzung zu Behälterundichtigkeiten kommen.
- Durch die Nähe kann ein Atomkraftwerksunfall auf das Zwischenlager
übergreifen.
- Eine Umweltverträglichkeitsprüfung der Anlage hat
nicht stattgefunden.
Schon vor der Inbetriebnahme des Atommüllagers musste der
Estricht der Halle komplett erneuert werden, da er Risse aufwies.
Eine Sicherheit des Atommüllzwischenlagers kann nach Ansicht
des BBU und des Elternvereins Restrisiko Emsland e.V. für die
geplante Betriebszeit von 70 Jahren auf keinen Fall gewährleistet
werden.
Die Forderung kann daher nur lauten: Sofortige Stillegung aller
Atomanlagen!
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