Offener Brief
An das Landratsamt Miltenberg
z. Hd. Herrn Landrat Roland Schwing
63897 Miltenberg
Miltenberg / Bonn, 07.08.2002
Am 06.08.2002 begonnene Ablagerung von chemisch
kontaminiertem Erdreich aus Neuendettelsau/ Landkreis Ansbach //
Warnung des BBU und BN vor mit Anilin
und Pyridin belasteter Erde
Sehr geehrter Herr Landrat Schwing !
Unsere kritische Einstellung zu der geplanten Annahme
von ca. 5000 Tonnen mit Aninilin und Pyridin- belasteter Erde aus
dem Umweltskandal von Neuendettelsau ist Ihnen bzw. Ihrem Amt d.h.
Herrn Rücklein bekannt.
Inzwischen erschien in der Fränkischen Landeszeitung
ein Artikel am 06.08.2002, der den Abtransport des verseuchten Bodens
in den Landkreis Miltenberg bestätigt.
Wir haben nun mehr den Eindruck, daß unsere
gewichtigen Bedenken nicht bzw. nur ungenügend beachtet werden.
Wir möchten daher erneut unsere Sorge aussprechen,
dass die von den Behörden festgelegten Maßnahmen zu grob
sind und die Zahl der entnommenen Proben aus dem Erdreich nicht
ausreichen könnten. Wir schlagen vor, daß zusätzlich
zu den vorgeschriebenen Untersuchungen mehrere Probeentnahmen des
abzuladenden Bodens auf dem LKW vor der Ablagerung, d.h. am Deponie-Eingang,
erfolgen. Diese Eingangskontrolle würde sicherstellen, dass
keiner der zu erwartenden ca. 200 LKW zusätzliche Giftstoffe
bzw. stärker belastetes Erdreich als erwartet anliefern könnte.
In diesem Zusammenhang möchten wir Sie und
die Fachbehörden an den größten bayerischen Umweltskandal
im Landschaftsschutzgebiet "Lindingwald" in Kleinostheim
erinnern. Hier wurde – weil das Landratsamt Aschaffenburg versagte
– das vorgeschriebene Erdmaterial zur Auffüllung/ Aufforstung
der Kiesgrube auf dem Anfahrtsweg vom Spediteur in krimineller Weise
mit giftigem Elektronik-Schrott vermischt. So war die Ablagerung
von über 20000 Tonnen mit grundwassergefährdenden Stoffen
nur möglich, weil keinerlei Eingangs-Kontrollen erfolgten.
Der Abtransport und die Entsorgung sowie Anlieferung von einwandfreiem
Erdaushub ca. 80 000 Tonnen ( 20 000 t plus kontaminierter Umgebungserde
) kostete dann 11 Millionen Euro und über die endgültige
Kostenübernahme/ Haftung wird bis heute juristisch gestritten.
In der Anlage legen wir einen dpa-Bericht v. 23.07.02
bei, der vor kriminellen Machenschaften und Geschäften bei
der gewinnbringenden Verschiebung von Sonder/Gift-Müll warnt.
Zum Schluß möchten wir noch Bedenken
gegen den weiten Weg von Neuendettelsau bis nach Rück-Schippach
anmelden, den die LKW mit Anilin und Pyridin belasteten Böden
zurücklegen müssen. Wir befürchten eine weitere Umweltbelastung
durch Ausgasung der mit polymeren Farbstoffen verunreinigten Böden.
Weiterhin ist nicht geklärt, wohin das Sickerwasser
der Deponie Rück-Schippach gebracht wird, denn vor Ort gibt
es bekanntlich keine Reinigungsanlage.
Sehr geehrter Herr Landrat Schwing, wir bitten Sie
abschließend, auf die Ablagerung der giftigen Erde aus Neuendettelsau
ganz zu verzichten. Den finanziellen Einnahmen die Risiken gegenüber
gestellt, dürfte die Antwort nicht schwer fallen.
Mit der Überprüfung des Vorhabens, Anilin
und Pyridin-belastetes Ackerland aus einem Umweltskandal nach Rück-Schippach
zu bringen, verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
BN KG Miltenberg
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BBU e.V., Bonn
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Burkhard Nagel
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Eduard Bernhard
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( 2. Vorsitzender )
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( Vorstandsmitglied. )
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2 Anlagen
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