2.
Durch die biotechnische Entwicklung werden ethischen Grenzen verschoben.
Das
in seinen Grundzügen in Europa seit Jahrhunderten geltende
Menschenbild wird gegenwärtig abgebaut und durch ein neues,
von Technik geprägtes Menschenbild ersetzt. Die neuen Konturen
sind bereits sichtbar.
Das alte Menschenbild wird keinen Bestand haben.
Wesentlichen
Anteil daran hat die biotechnische Entwicklung, die unabhängig
von herrschenden Moralvorstellungen und ethischen Grenzen durchgeführt
wird. Entscheidend sind wirtschaftliche Interessen.
Der
materielle Konsum gilt nun auch bei der Technisierung des Lebens.
Was technisch machbar ist, wird auch beim menschlichen Körper
angewandt werden.
Dadurch werden bisher unantastbare Tabus gebrochen. Diese Brüche
entwickeln sich bereits, ohne dass die Mehrheit der Bevölkerung
sie zunächst bewusst zur Kenntnis nimmt.
Die Verschiebung der ethischen Grenzen erfolgt ohne eine breite
ethische Diskussion.
Im
Rahmen dieser Entwicklung werden mindestens in Europa christlich
besetzte Werte stark an Bedeutung verlieren.
Die christlichen Religionen werden sich wandeln. Die religiöse
Gläubigkeit wird zu einem großen Teil durch technische
Gläubigkeit ersetzt werden.
Das
Selbstverständnis der Medizin verändert sich tief greifend.
Die Medizin wächst bereits in die neue Rolle hinein, mit biotechnischen
Methoden und Verfahren in das Leben von Menschen gestaltend einzugreifen.
Neben der Heilung von Krankheiten nehmen Aufgaben stark zu, die
die Vorsorge und vor allem die Optimierung des menschlichen Körpers
betreffen. Allein mit der Präimplantationsdiagnostik (PID)
hat sich die Medizin auf einen neuen Weg begeben und ethische Grenzen
bereits weit verschoben.
Eng
verknüpft mit diesen Veränderungen ist die zunehmende
Dominanz der medizin-technischen Lösungen und der Therapie
durch Medikamente.
Medizinische Alternativen zur Gen-Medizin verlieren immer mehr an
Bedeutung.
© Dr. Peter Schott
schott@bbu-bonn.de
|