Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
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Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass eine Wissenschaftsjournalistin den noch relativ jungen bzw. neuen Typ des Bürger- und Menschenrechtlers, den Whistleblower, thematisiert. Viele werden sich fragen, was Wissenschaft mit dem Problem des Whistleblowing zu tun hat? Aber wer Antje Bultmann kennt, weiß, dass sie in der Ethikschutz-Initiative und schon seit über fünfzehn Jahren engagiert für Whistleblower tätig ist und ihre Publikationen von Anfang an wissenschaftskritisch waren. Ich erinnere an die Bücher „Käufliche Wissenschaft“ (1994), „Gewissenlose Geschäfte“ (1996), „Vergiftet und allein gelassen“(1996) und „Auf der Abschußliste“ (1997), alle im Knaur Verlag erschienen. Schon die Titel lassen erkennen, dass es keine der üblichen wissenschaftsjournalistischen Bücher sind, die die meist in abgehobenen Welten spielenden Wissenschaftsprozesse popularisieren. Wie auch in diesem Buch, ist Antje Bultmann schon in ihren frühesten Veröffentlichungen entweder als Herausgeberin, Koautorin oder Autorin dem demokratisch unkontrollierten und allein deswegen schon hoch problematischen Zusammenspiel von Wissenschaft und Profitwirtschaft auf der Spur gewesen. Alle ihre Aktionen, Kongresse, Tagungen und Publikationen sind motiviert durch die nach Aufklärung schreiende Erkenntnis, dass das politisch gewollte und neuerdings durch den Bologna-Prozess hochschul- wie wissenschaftspolitisch forcierte Zusammenwirken von Forschung und Wirtschaft oft weit größere Probleme schafft, als es zu lösen verspricht. Antje Bultmann gehört zu jenen, die sich – um einen von mir Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in die Wissenschaftskritik eingeführten Begriff zu verwenden – auch mit Fällen von „Wissenschaftskriminalität“ seit fast zwei Jahrzehnten intensiv beschäftigt. Während ich die Lösung in der Demokratisierung von Wissenschaft und Wirtschaft gesucht habe und diesen Weg weiterhin gehe, wohl wissend, dass dieses Ziel nur langfristig erreichbar ist, bekämpft Antje Bultmann das Problem, indem sie Whistleblower ermutigt, ihre Fälle sammelt und veröffentlicht und die von den Folgen ihrer Tat negativ Betroffenen vernetzt. Sie setzt auf zivilcouragierte Menschen, ist im Vorstand der Solbach-Freise Zivilcourage Stiftung und erhielt für ihre bisherige Arbeit von der Stadt Wien den Ruppert-Riedl Preis. Das zeigt: Es fehlt keineswegs an Menschen, die sich mit dem Thema Whistleblowing befassen, und es fehlt auch nicht mehr unbedingt an öffentlicher Aufmerksamkeit. Trotzdem kann man noch immer nicht voraussetzen, dass jeder ganz selbstverständlich weiß, worum es sich beim Whistleblowing handelt. Deshalb ist es im höchsten Maß verdienstvoll, dass - nicht nur von Antje Bultmann, oft aber durch sie angestoßen - immer wieder neue Anläufe gemacht werden, dieses Phänomen, das längst als Anglizismus in der deutschen Sprache seinen Platz erobert hat. Prof. Hans See, Business Crime Control
Antje Bultmann
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